DOSSIER: Ein Blutrichter als Präsident

Ebrahim Raisolsadati, bekannt als Ebrahim Raissi, ist der achte Präsident der Islamischen Republik Iran, seit er am 18. Juni 2021 zum Sieger einer Wahl mit der historisch niedrigsten Beteiligung in der 42-jährigen Geschichte der Islamischen Republik erklärt wurde. Der 58-Jährige wechselt damit von der Spitze der Judikative an die Spitze der Exekutive und setzt so seine Karriere außerhalb des berüchtigten Justizapparates des islamischen Regimes fort.

Raissi hatte bislang fast ausschließlich Ämter und Funktionen inne, die für eklatante Menschenrechtsverletzungen im Iran verantwortlich gemacht werden. Trotz seiner formal unpolitischen Rollen als Vorsitzender der religiösen Stiftung Astan-e-Qods-e Razavi (2016 – 2019) und später als Justizchef (2019 – 2021), der sich der Korruptionsbekämpfung verschrieben hatte, wird Raissi deshalb von seinem Ruf als „Massenmord-Ayatollah“, „Blutrichter“ oder „Mitglied des Todes-Komitees“ und als einer der Hauptverantwortlichen für die Massenhinrichtungen politischer Gefangener im Iran im Sommer 1988 verfolgt.

Er gilt als absoluter Vertrauter der mächtigsten Person der Islamischen Republik Iran, Ayatollah Ali Khamenei. Nicht wenige Beobachter sehen Raissi sogar als potenzieller Nachfolger des Revolutionsführers.

Warum steht Ebrahim Raissi auf der Sanktionsliste der Europäischen Union und der USA? Was verlangen seine Kritiker*innen mit Hinblick auf sein neues Amt? Welche Funktionen hatte er in den vergangenen vier Jahrzehnten? Wie sind seine Zukunftsaussichten?

In einem Dossier aus folgenden Beiträgen und Meldungen geht Iran Journal diesen und weiteren Fragen über Ebrahim Raissi nach – ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.