Doppelstaatlerin aus iranischer Haft entlassen
Die iranisch-britische Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe ist am Sonntag nach Verbüßung einer fünfjährigen Freiheitsstrafe in Teheran aus der Haft entlassen worden. Ihr Anwalt Hojjat Kermani bestätigte die Freilassung.
Gleichzeitig wurde angekündigt, dass am kommenden Sonntag ein weiteres Gerichtsverfahren gegen Zaghari-Ratcliffe vor dem Revolutionsgericht beginnt. Die Teheraner Staatsanwaltschaft erhob im September eine neue Anklage gegen die politische Gefangene. Einzelheiten dazu wurden nicht genannt.
Mit dem Ausbruch des Coronavirus in iranischen Gefängnissen war die Doppelstaatlerin vor knapp einem Jahr zunächst für zwei Wochen in den Hafturlaub geschickt worden. Dieser wurde immer wieder verlängert. Seitdem wohnte sie bei ihren Eltern in Teheran – überwacht mit einer elektronischen Fußfessel.
Mit ihrer Freilassung am Sonntag sei ihr die Fußfessel abgenommen worden, zitierten Medien ihren Anwalt Kermani.
Nazanin Zaghari-Ratcliffe war Projektleiterin bei der gemeinnützigen Thomson-Reuters-Stiftung, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt, unabhängigen Journalismus und Rechtsstaatlichkeit fördert. Sie wurde im April 2016 am Teheraner Imam-Khomeini-Flughafen festgenommen, als sie sich mit ihrer damals 22 Monate alten Tochter nach einem Besuch bei ihrer Familie in Teheran auf der Rückreise nach Großbritannien befand.
Im Januar 2017 wurde eine fünfjährige Haftstrafe gegen die 42-Jährige in zweiter Instanz bestätigt. Der iranischen Justiz zufolge soll Zaghari-Ratcliffe in Verbindung mit iranischen Unternehmen und Organisationen gestanden haben, die mit dem Ausland zusammenarbeiten und einen „sanften Umsturz“ im Iran planen. Die Familie und die Thomson-Reuters-Stiftung weisen die Anschuldigung zurück.
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