Nazanin Zaghari-Ratcliffe mit elektronischer Fußfessel im Hafturlaub

Die politische Gefangene Nazanin Zaghari-Ratcliffe befindet sich seit Dienstagnachmittag für zwei Wochen im Hafturlaub. Das bestätigte die von ihrem Ehemann organisierte Free Nazanin Campaign.

Die 42-jährige iranisch-britische Journalistin darf sich innerhalb eines Umkreises von 300 Metern von ihrem Elternhaus in Teheran bewegen. Dies wird mit einer elektronischen Fußfessel überwacht. Zaghari-Ratcliffe soll die einzige Gefangene sein, die in den vergangenen Wochen mit einer elektronischen Fußfessel in den Urlaub geschickt wurde, heißt es auf der Facebook-Seite der Kampagne weiter.

Angesichts der massiven Ausbreitung des Coronavirus im Iran hat die iranische Justiz nach eigenen Angaben 85.000 Häftlinge in den Urlaub geschickt – darunter die Hälfte der politischen GefängnisinsassInnen. Damit soll die Gefahr einer Massenansteckung in den Haftanstalten eingedämmt werden.

Nazanin Zaghari-Ratcliffes in Großbritannien lebender Ehemann beschrieb seine Gefühle als „gemischt“. Er freue sich für seine Frau und ihre gemeinsame Tochter, wurde Richard Ratcliffe auf der Facebook-Seite der Kampagne zitiert. „Ich fürchte jedoch, dass dies ein neues, langwieriges Schachspiel ist […] Es ist noch schwer, sich zu entspannen.“ Den Hafturlaub mit einer Fußfessel verglich der Ehemann mit einem Hausarrest.

Nazanin Zaghari-Ratcliffe war Projektleiterin bei der gemeinnützigen Thomson-Reuters-Stiftung, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt, unabhängigen Journalismus und Rechtsstaatlichkeit fördert. Sie wurde im April 2016 am Teheraner Imam-Khomeini-Flughafen festgenommen. Sie befand sich mit ihrer damals 22 Monate alten Tochter, Gabriella nach einem Besuch bei ihrer Familie in Teheran auf der Rückreise nach Großbritannien.

Im Januar 2017 wurde die fünfjährige Haftstrafe gegen die Projektleiterin in zweiter Instanz bestätigt. Der iranischen Justiz zufolge soll Zaghari-Ratcliffe in Verbindung mit iranischen Unternehmen und Organisationen gestanden haben, die mit dem Ausland zusammenarbeiten und einen „sanften Umsturz“ im Iran planen. Die Familie Zaghari-Ratcliffe und die Thomson-Reuters-Stiftung weisen die Anschuldigung zurück.

Nazanin Zaghari-Ratcliffe sitzt seit knapp vier Jahren in iranischer Haft. Ihr Fall löste diplomatische Spannungen zwischen dem Iran und Großbritannien aus.

Zur Startseite

Verwandte Themen:

Iranisch-französische Gefangene in „sehr kritischer“ Verfassung

Häftlinge als Druckmittel und Tauschobjekt

Corona im Iran: Sorge um Häftlinge