Häftlinge als Druckmittel und Tauschobjekt

Am 7. Dezember wurde der im Iran inhaftierte amerikanische Historiker der Princeton University Xiyue Wang freigelassen. Dafür ließ die US-Regierung den inhaftierten iranischen Wissenschaftler Masoud Soleimani frei. Irans Außenminister M. J. Zarif signalisierte am gleichen Tag die Bereitschaft der Islamischen Republik für den Austausch weiterer westlichen Gefangenen. Einige von ihnen stellt Ulrich von Schwerin vor.
Kylie Moore-Gilbert war zu einer wissenschaftlichen Konferenz im Iran eingeladen und danach noch einige Tage als Touristin geblieben, als sie festgenommen wurde. Die australisch-britische Politologin der Universität Melbourne hat zur schiitischen Opposition im Golfemirat Bahrain geforscht und Artikel über das Verhältnis der arabischen Golfstaaten zum Iran veröffentlicht. Seit mehr als einem Jahr nun sitzt die junge Wissenschaftlerin im Evin-Gefängnis. Unbestätigten Berichten zufolge wurde sie wegen Spionage zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Moore-Gilbert ist nicht die einzige westliche Wissenschaftlerin, die im berüchtigten Evin-Gefängnis in den Bergen nördlich von Teheran einsitzt. Am 5. Juli wurde auch die französisch-iranische Anthropologin Fariba Adelkhah im Iran festgenommen, während sie zur iranischen Gesellschaft forschte. Am selben Tag wurde ihr Freund und Kollege Roland Marchal bei der Einreise am Flughafen festgenommen, als er sie besuchen kommen wollte.
Die 60-jährige Adelkhah ist eine renommierte Expertin für den schiitischen Islam im Iran und Afghanistan und hat viel über Frauen und Jugend im Iran geforscht. Ihr Freund Marchal, der wie sie am Centre de recherches internationales der Pariser Hochschule Sciences Po arbeitet, forschte dagegen gar nicht zum Iran, sondern ist Experte für Bürgerkriege in Afrika und war nur privat im Land. Vor einer Festnahme hat ihn dies dennoch nicht bewahrt.

Fariba Adelkhah und Roland Marchal
Fariba Adelkhah und Roland Marchal

 
Verdacht der Spionage
Die 60-jährige Adelkhah ist eine renommierte Expertin für den schiitischen Islam im Iran und Afghanistan und hat viel über Frauen und Jugend im Iran geforscht. Ihr Freund Marchal, der wie sie am Centre de recherches internationales der Pariser Hochschule Sciences Po arbeitet, forschte dagegen gar nicht zum Iran, sondern ist Experte für Bürgerkriege in Afrika und war nur privat im Land. Vor einer Festnahme hat ihn dies dennoch nicht bewahrt.
Die Islamische Republik begegnet westlichen Wissenschaftler und Journalisten seit jeher mit Misstrauen. Wie in anderen autoritär geführten Ländern der Region, in denen Forschung und Medien streng kontrolliert und zensiert sind, geraten kritische Recherchen schnell in den Verdacht der Spionage. Westliche Reporter und Forscher können nur mit erheblichen Einschränkungen im Iran arbeiten, viele erhalten gar nicht erst ein Visum für das Land.
In der Vergangenheit hat es immer wieder Festnahmen westlicher Journalisten und Forscher gegeben. Einige handelten schlicht fahrlässig wie die beiden „Bild“-Reporter, die 2010 ohne Pressevisum für ein Interview in den Iran reisten; andere wie der „Washington Post“-Korrespondent Jason Rezaian waren erfahrene Kenner des Landes. Die meisten kamen erst nach langen Verhandlungen frei, einige wurden gegen iranische Häftlinge im Ausland getauscht.
Politisch motiviert
Fortsetzung auf Seite 2