Deutsch-Iranerin im Evin-Gefängnis an Corona erkrankt
Die im Iran inhaftierte Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi hat sich im Teheraner Evin-Gefängnis mit dem Coronavirus infiziert. Dies bestätigte Mariam Claren, die in Köln lebende Tochter der 66-jährigen Doppelstaatlerin, am Mittwoch in einem Tweet. Taghavi sei in Quarantäne verlegt worden.
Die Architektin Nahid Taghavi wurde am 16. Oktober 2020 während einer Reise im Iran in ihrer Wohnung in Teheran festgenommen. Nach 151 Tagen Einzelhaft im berüchtigten Evin-Gefängnis wurde sie im vergangenen März in den Frauentrakt verlegt. Ihr wird „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ vorgeworfen. Sie hat sich seit Jahren für Menschenrechte im Iran eingesetzt – insbesondere für Frauenrechte und Meinungsfreiheit.
Auch andere Insassinnen des Frauentrakts sollen positiv getestet und in Quarantäne verlegt worden sein, schreibt das Nachrichtenportal der iranischen Menschenrechtsaktivist*innen HRANA. Drei politische Gefangene aus dem Trakt, Arezoo Ghasemi, Mojgan Kavousi und Maryam Samghani, seien aufgrund schwerer Symptome und schlechter körperlicher Verfassung in den Hafturlaub geschickt worden.
Anfang Juli hatten Mariam Claren und die Angehörigen anderer politischer Gefangener über den besorgniserregenden Corona-Ausbruch in der Frauenabteilung des Gefängnisses berichtet. Dieser soll laut Hrana mittlerweile ein solches Ausmaß erreicht haben, dass sich neben Insassinnen auch Angehörige des Personals infiziert hätten, darunter die stellvertretende Leiterin der Frauenabteilung und zwei Gefängniswärterinnen.
Bereits am Dienstag war berichtet worden, dass vier Frauen aus dem Trakt – Aliyeh Motallebzadeh, Sepideh Kashani, Zahra Jamali und Zeynab Hamrang – wegen des massiven Corona-Ausbruchs in den Hafturlaub geschickt worden seien. Am 17. Juli hatte der Ehemann von Motallebzadeh die Aufzeichnung eines Telefonats mit ihr veröffentlicht, in dem die Fotografin und Frauenrechtlerin den Hygienezustand im Frauentrakt und den Corona-Ausbruch als katastrophal beschreibt. Die Lage sei außer Kontrolle geraten.
Die iranische Justiz hatte im März 2020 erklärt, mehr als 50.000 Gefangene wegen der Coronapandemie in den Hafturlaub geschickt zu haben. Die politischen Gefangenen seien jedoch zum größten Teil aus dieser Regelung ausgenommen worden, berichteten ihre Angehörigen.
Auch außerhalb der Gefängnismauern ist die Coronalage im Iran kritisch. Das Land befindet sich in der fünften Infektionswelle, während die Impfkampagne stagniert. Am Mittwoch meldete das iranische Gesundheitsministerium offiziell 213 Tote und mehr als 27.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Die tatsächlichen Zahlen seien wesentlich höher, sagen Beobachter.
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