Corona im Iran: Sorge um Häftlinge
Der Sprecher der iranischen Justiz, Gholamhossein Esmaili, hat in seiner wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag versichert, dass die Gesundheit aller Gefangenen wichtig sei, egal, welche Straftat sie begangen hätten. 54.000 Insassen der iranischen Gefängnisse hätten bereits seit der vergangenen Woche Hafturlaub. Dies hatte der Chef der iranischen Justiz, Ebrahim Reisi, verfügt, um die Gefahr einer Massenansteckung einzudämmen.
Angesichts der massiven Ausbreitung des Corona-Virus im Iran hatten sich in den letzten Tagen vor allem die Angehörigen politischer Gefangener um deren Gesundheit gesorgt. Die hygienischen Verhältnisse in iranischen Gefängnisse gelten als schlecht.
Die Zahl der Corona-verdächtigen Erkrankungen sei in Gefängnissen unter anderem in Teheran, Sanandaj, Urmia, Khorramabad und Gorgan gestiegen, berichtete die Human Rights Activists News Agency Hrana am Montag.
Mostafa Tork-e Hamedani, Rechtsanwalt der politischen Gefangenen Hengameh Shahidi, sprach in einem Tweet vom 2. März von einer möglichen Ansteckung seiner Mandantin mit Covid-19 und forderte ihre Freilassung.
Die iranisch-britische politische Gefangene Nazanin Zaghari-Ratcliffe berichtete in einem Telefonat mit ihrer Familie am 29. Februar von einer mehrtägigen Erkrankung mit Schüttelfrost und Halsschmerzen. Dennoch sei sie im Teheraner Evin-Gefängnis nicht auf Corona getestet worden. Der Sprecher der iranischen Justiz betonte am Dienstag, dass es ihr gut gehe und sie am Montag noch einmal mit ihrer Familie telefoniert habe.
Bis Dienstagmittag wurden im Iran 2.336 Corona-Fälle offiziell bestätigt. 77 Menschen sollen demnach bislang an dem Virus gestorben sein. Kritiker fürchten, dass die tatsächlichen Zahlen viel höher seien.