Rücktritt der Vorsitzenden des iranischen Kino-Gewerkschaft nach Kritik an Israel
Die Vorsitzende der nicht staatlichen iranischen Kino-Gewerkschaft „Haus des Kinos“, Marzieh Boroumand, ist nach Kontroversen um ihre Äußerungen bei der Beerdigung von Dariush Mehrjui, einem bekannten iranischen Regisseur, nach nur etwa achtmonatiger Amtszeit zurückgetreten. Boroumand war am 4. März 2023 erste weibliche Vorsitzende des Hauses des Kinos geworden.
Der Vorstand der Gewerkschaft teilte am Dienstag, den 7. November, in einer Erklärung mit, dass er dem Rücktritt von Boroumand zugestimmt habe, und verwies auf die „komplexen Bedingungen“, die das iranische Kino während ihrer Amtszeit „schwieriger und komplizierter“ gemacht hätten. In der Erklärung wurde zudem auf „managementbezogene Widersprüche, wirtschaftliche Probleme und emotionale Spannungen, die dem Bild des iranischen Kinos auferlegt wurden“, hingewiesen, um die Zustimmung des Vorstands zum Rücktritt von Frau Boroumand zu rechtfertigen.
Marzieh Boroumand hatte am 18. Oktober dieses Jahres bei der Beerdigung von Dariush Mehrjui und seiner Ehefrau, der Drehbuchautorin Vahideh Mohammadifar, in Bezug auf die Haltung von Filmschaffenden gegenüber Israel in Richtung der iranischen Regierung gesagt: „Seid mit uns, wir kämpfen auch gegen Israel.“ Als Reaktion auf diese Äußerungen war sie von Anwesenden ausgebuht worden. Das Video ihrer Aussagen und der Buhrufe wurde vielfach in sozialen Medien geteilt und löste weitreichende Reaktionen aus.
Nach den negativen Reaktionen erklärte sie am 19. Oktober in einem Beitrag auf ihrer Instagram-Seite, dass sie die Formulierung „kämpfen gegen Israel“ „versehentlich“ verwendet habe, und fügte hinzu: „Diejenigen, die meine Werke gesehen und mit meinen Arbeiten aufgewachsen sind, wissen, wie ich denke.“ Trotzdem bezeichnete Marzieh Boroumand einen Teil der Reaktionen auf ihre kontroversen Aussagen als „gefälscht“ und verurteilte „Tragödien und das abscheuliche Massaker an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern“ in Palästina.
Bereits nach diesem Vorfall wurden Gerüchte über ihren Rücktritt verbreitet. In der Erklärung am Dienstag wurden diese Gerüchte bestätigt und auf „mehrere Sitzungen“ mit ihr hingewiesen, was ihre Entscheidung beeinflusst haben könnte.
Der Rücktritt von Frau Broumand erfolgt zu einer Zeit, in der viele iranische Schauspieler*innen und Filmemacher*innen die landesweiten Proteste unter dem Motto „Frau – Leben – Freiheit“ im Jahr 2022 unterstützt haben und sich mit der Unterdrückung der Regierung auseinandersetzen mussten. Einige wurden verhaftet, andere mit Gerichtsurteilen konfrontiert, wieder andere erhielten Arbeitsverbote oder wurden bedroht. Die Fortsetzung dieser Situation für iranische Filmschaffende sowie die jüngsten Äußerungen des Kulturministers zum Arbeitsverbot von zehn iranischen Schauspielerinnen, die den Hijab abgelegt haben, haben den öffentlichen Druck auf das Haus des Kinos weiter erhöht.
Etwa 300 Menschen haben sich entschieden, das Iran Journal vor dem Aus zu retten. Auch Sie können uns helfen, in dem Sie direkt (hier klicken) oder durch unsere Crowdfunding- ampagne (hier klicken) Fördermitglied der Redaktion werden.