Die Raketen der Hamas treffen vielerorts die Zivilbevölkerung

Angriff auf Israel: Reaktionen von Iraner*innen

Von Omid Rezaee

Dass das Regime in Teheran den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel feiern würde, war zu erwarten. Als eine der ersten Reaktionen versammelten sich Regime-Anhänger*innen am Samstagnachmittag auf dem Palästina-Platz in Teheran, auf dem sich vor der islamischen Revolution 1979 die israelische Botschaft befunden hatte, und zelebrierten den Angriff. Der oberste Machthaber des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, hatte bereits einige Tage vor dem Angriff angekündigt, dass der „Tod Israels“ bevorstünde. Seit der Eskalation bringt er seine Unterstützung für die Hamas auf seinen Social-Media-Accounts zum Ausdruck.

Neben zahlreichen Kommandeuren der iranischen Streitkräfte und der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) sowie anderen Funktionären stellte sich auch Präsident Ibrahim Raisi auf die Seite der Hamas. Am Nachmittag des 8. Oktober meldeten offizielle Medien der Islamischen Republik, dass Raisi mit Ismail Haniyya, einem Hamas-Anführer, und Ziyad al-Nakhalah, dem Führer des „Palästinensischen Islamischen Dschihads“, telefoniert habe. In den staatlichen Medien der Islamischen Republik bezeichnete Raisi die Ereignisse als „signifikante Triumphe des islamischen Widerstands in Palästina“. Er rief alle islamischen Staaten dazu auf, sich aktiv und „ehrlich“ für Palästina einzusetzen.

Auf dem Vali-Asr-Platz im Herzen Teherans stellt ein gigantisches Banner das Verschwinden Israels dar, beschriftet mit „AlAqsa Storm“, auf Deutsch “Al Aqsa-Sturm”, wie die Hamas den Angriff auf Israel nennt. Der Freiheitsturm in Teheran wurde mit der palästinensischen Flagge beleuchtet.

Solidarität mit Israelis

Auf der anderen Seite solidarisieren sich die meisten Oppositionellen der Islamischen Republik mit der israelischen Bevölkerung. Unter den Spitzenfiguren der Opposition meldete sich Masih Alinejad zu Wort, verurteilte die terroristischen Angriffe auf Israel und schrieb, Khamenei stecke hinter den Attacken. Inzwischen berichteten die US-Medien, dass Iran bei der Planung eines mehrwöchigen Angriffs auf Israel geholfen habe.

Auch Reza Pahlavi, der Sohn des letzten Schahs, äußerte seine Solidarität mit den Israelis über X (ehemals Twitter) und sprach von „unbestreitbarer Unterstützung der Islamischen Republik für die Hamas, den Palästinensischen Islamischen Dschihad und andere terroristische Gruppen.“ Laut Pahlavi wird es für Israel, die iranische Nation und die gesamte Region nur dann Sicherheit und Stabilität geben, „wenn das islamistische Regime in Teheran gestürzt wird.“

Abdullah Mohtadi, der Generalsekretär der Komala-Partei von Iranisch-Kurdistan, wies in einem Post auf X darauf hin, niemandem dürfe verborgen bleiben, dass die Islamische Republik die Hamas und andere stellvertretende Terrorgruppen im gesamten Nahen Osten ermutige, ausbilde und ausrüste sowie finanziell, mit Waffen und nachrichtendienstlich unterstütze. Mohtadi schrieb: „In Wirklichkeit ist es das iranische Regime, das den gesamten Nahen Osten in Brand setzt. Der Kopf der Schlange sitzt in Teheran.“ Das iranische Regime verhindere den Frieden zwischen Israel und den Palästinenser*innen, sagte Mohtadi.

Reaktionen in den sozialen Netzwerken

Die Reaktionen der iranischen Nutzer*innen der sozialen Medien sind unterschiedlich. Regimenahe Accounts auf X und Instagram verwenden massenhaft Hashtags wie #طوفان_الأقصى „Al-Aqsa-Sturm“ oder „Das zionistische Regime wird gehen“. Die inoffizielle Seite der Revolutionsgarde postete am 7. Oktober: „Wir haben gesagt, dass wir euch jagen werden.“

Gleichzeitig stellen sich viele Bürger*innen eher auf die Seite der israelischen Bevölkerung, verurteilen die Hamas und solidarisieren sich mit den Opfern. Der Hashtag „#IraniansStandWithIsrael“ wurde bis zum Abend des 8. Oktober über 140.000 Mal auf X geteilt. Iranische Nutzer*innen äußern sich auch unter dem Hashtag #IRGCTerrorists, um auf die Rolle der iranischen Revolutionsgarde bei den Ereignissen hinzuweisen. So schrieb Shima Babaei, Frauenrechtsaktivistin im Exil, in einem Post gerichtet an IRGC-Kommandeure: „Ihr führt einen ‘Stellvertreterkrieg’ mit Irans Vermögen; das iranische Volk ist ärmer geworden, leidet wegen eurer Unverschämtheit und schämt sich für eure Taten.“

Einige Personen äußerten ihre Besorgnis darüber, dass die Eskalation des Konflikts zwischen der Hamas und Israel zu einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Iran und Israel führen könnte, was das Leben vieler Iraner*innen kosten könne. Sorge um einen möglichen flächendeckenden Krieg, in den auch der Iran einbezogen sein könnte, ist in den Beiträgen iranischer Nutzer*innen auf X und Instagram deutlich zu erkennen.

Doch die Reaktionen von Iraner*innen, die die Hamas kritisieren, sind nicht auf die sozialen Medien beschränkt. Als am Sonntagabend im Rahmen der iranischen Fußballliga die Mannschaften Persepolis und Gol Gohar Sirjan zu einem Spiel in Teheran aufeinandertrafen, zeigten einige Regimeanhänger im Stadion Palästina-Flaggen. Darauf reagierte eine große Gruppe von Fans und skandierte: „Steckt Euch die Palästina-Flagge in den Arsch“. Das Video wird in sozialen Medien weit verbreitet.

Die Unterstützung von Israel gehört zu den roten Linien der Islamischen Republik und Bürger*innen, die solche äußern, können hart bestraft werden. Daher deuten solche ausdrücklichen Aktionen wie die in dem Teheraner Stadion darauf hin, dass der offizielle Kurs des Regimes gegen Israel erheblich an Akzeptanz verloren hat und die Bevölkerung sich traut, sich davon zu distanzieren, obwohl dies sehr gefährlich sein kann.♦

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