Reaktionen auf Gefangenenaustausch zwischen Schweden und Iran: eine Schande für Gerechtigkeit

Die Freilassung und Rückkehr von Hamid Nouri, einem ehemaligen stellvertretenden Staatsanwalt, der 2023 in Schweden wegen seiner Beteiligung an den Massenhinrichtungen in den 1980er Jahren in Iran zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, hat breite Reaktionen unter iranischen Aktivist*innen und Social-Media-Nutzer*innen ausgelöst. Nouri wurde am 15. Juni 2024 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Schweden und der Islamischen Republik Iran gegen zwei in Iran inhaftierte schwedische Staatsbürger ausgetauscht und kehrte nach Iran zurück. 

Die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi bezeichnete die Freilassung Nouris als „Übergabe eines Kriegsverbrechers an die Islamische Republik“ und „eine Schande für die ohnehin schon fragile Gerechtigkeit weltweit.“ Sie erklärte: „Diese Schande wird niemals vergessen werden. Wenn Europa weiß, dass es keine andere Möglichkeit hat, seine Bürger*innen zu befreien, als Verbrecher zu übergeben, sollte es ihnen klar sagen, dass Iran ein gefährliches Ziel und jeder europäische Bürger in Iran eine potenzielle Geisel für die Islamische Republik ist.“

Ghazaleh Sharmahd, die Tochter des in Iran inhaftierten deutsch-iranischen Doppelstaatlers Jamshid Sharmahd, gratulierte den schwedischen und europäischen Behörden sarkastisch zu ihren „unermüdlichen Bemühungen, einen Massenmörder des islamischen Regimes, Hamid Nouri, zu befreien.“ Verbrecher anderer Länder könnten in Europa verfolgt und verurteilt werden, während die Entführer und Mörder des islamischen Regimes aus westlichen Ländern freikämen.


Der in Teheran ansässige politische Aktivist Shahriar Shams betonte, dass die Freilassung Nouris nach dem Tod von Ebrahim Raisi und Hossein Amir-Abdollahian zeige, dass die Verhandlungen der Islamischen Republik mit ausländischen Regierungen nicht vom iranischen Präsidenten und seinem Team geführt würden.

Ladan Bazargan, Angehörige eines Opfers der Massenhinrichtungen in den 1980er Jahren, sagte gegenüber dem Fernsehsender Voice of America, dass sie die schwedische Regierung nicht verurteile, da diese ihre eigenen Bürger schütze. Sie fügte hinzu: „Dass Hamid Nouri nach seiner Rückkehr Interviews gibt, zeigt, wie grausam und undemokratisch die iranische Regierung ist.“

Auch der Philosophieprofessor Nima Qasemi äußerte sich auf seinem X-Account zu dem Thema: „Die Bitterkeit des politischen Deals zur Missachtung von Wahrheit und Gerechtigkeit spüren wir alle in der Freilassung von Hamid Nouri.“ Er betonte, dass Nouri und seinesgleichen vor einem iranischen Gericht von iranischen Richtern verurteilt werden sollten.

Der Sänger Shahin Najafi verglich Nouri mit Adolf Eichmann und erklärte, dass sein Schicksal letztlich ähnlich enden würde.

Hamed Esmaeilion, eine der Schlüsselfiguren der iranischen Opposition und Angehöriger eines Opfers der im Januar 2020 im Iran abgeschossenen ukrainischen Passagiermaschine, warnte, dass die Islamische Republik weiterhin Geiseln nehmen werde, um ihre Terroristen freizupressen.

Iraj Mesdaghi, iranischer Schriftsteller und politischer Aktivist, der maßgeblich an Nouris Verhaftung und Prozess beteiligt war, erklärte gegenüber Voice of America, dass die Gründe für Schwedens Eile bei diesem Austausch unklar seien.

Masih Alinejad, eine prominente Aktivistin, bezeichnete die Auslieferung Nouris als „Kollaboration der schwedischen Regierung mit der Islamischen Republik zur Flucht eines Verbrechers, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat“.

Vidya Mehrannia, die Frau des in Iran inhaftierten iranisch-schwedischen Doppelstaatlers Ahmadreza Djalali, kritisierte, dass die schwedische Regierung wenig für die Freilassung ihres Mannes getan habe, der weiterhin in Gefahr ist, hingerichtet zu werden.

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