Protest vor dem Evin-Gefängnis gegen Todesstrafe in Iran

Am Dienstag, den 11. Februar, haben zahlreiche Menschenrechtsaktivist*innen sowie Familienangehörige von politischen Gefangenen vor dem Evin-Gefängnis in Teheran gegen die steigende Zahl von Todesurteilen in Iran protestiert. Unter den Teilnehmer*innen waren die Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi, der renommierte Filmemacher Jafar Panahi sowie die Familie von Varishe Moradi, einer kurdischen Aktivistin, die das Revolutionsgericht kürzlich zum Tode verurteilt hat.
Mohammadi, die selbst jahrelang inhaftiert war, befindet sich derzeit aus gesundheitlichen Gründen auf Hafturlaub. Panahi, der nach seiner Verhaftung während der Proteste von 2009 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde, verbrachte einen Teil seiner Strafe im Evin-Gefängnis und wurde 2022 unter Auflagen freigelassen.
Laut den Instagram-Accounts von Mohammadi und Panahi fand die Versammlung direkt vor dem Besuchersaal des Gefängnisses statt. Unter den Demonstrierenden befanden sich auch die ehemaligen politischen Gefangenen Arash Sadeghi und Hossein Razzagh.
Die Protestierenden hielten Plakate mit der Forderung nach einem Ende der Hinrichtungen im Iran hoch und riefen zur Einheit der Bevölkerung auf, um den Druck auf die iranischen Behörden zu erhöhen.

„Nein zur Todesstrafe“ – auch in den Gefängnissen

Mohammadi schrieb auf Instagram über ihre Erfahrungen mit den Protesten gegen Hinrichtungen in den Gefängnissen: „Tag für Tag, jenseits dieser Mauern des berüchtigten Evin-Gefängnisses, riefen wir: ‚Nein zur Todesstrafe!‘ … Wir hielten die Hände unserer zum Tode verurteilten Mitgefangenen und sangen Freiheitslieder.“
Seit Januar 2024 haben sich politische Gefangene in über 30 iranischen Gefängnissen der Protestbewegung „Dienstage gegen die Todesstrafe“ angeschlossen. Dabei treten sie dienstags regelmäßig in den Hungerstreik, um gegen die zunehmende Zahl von Hinrichtungen zu protestieren.
Mohammadi hatte sich bereits am 23. Januar in einer Online-Konferenz mit französischen Senator*innen und Menschenrechtsorganisationen zur Eskalation der Todesurteile im Iran geäußert, darunter die Urteile gegen die kurdischen Aktivistinnen Pakhshan Azizi und Varishe Moradi. Sie bezeichnete die jüngste Welle von Hinrichtungen als Racheakte des Regimes für die landesweiten Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022.

Neue Todesurteile bestätigt

Die Sicherheitskräfte haben die Familie von Varishe Moradi, die aus der kurdischen Region nach Teheran gereist war, nicht zu der Gefangenen vorgelassen. Laut Mohammadi musste die Schwester von Moradi ihr Kind allein zurücklassen, um nach Teheran zu kommen, doch die Behörden verweigerten den Besuch ihres inhaftierten Familienmitglieds.
Zusätzlich berichteten die Menschenrechtsorganisationen Hengaw und Hrana, dass Pezhman Soltani, ein Demonstrant der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung, nach 21 Monaten Haft nun ebenfalls zum Tode verurteilt wurde.
Laut aktuellen Berichten wurden in Iran im Jahr 2024 über 1.000 Menschen hingerichtet, darunter mindestens 33 Frauen. Derzeit sehen mindestens 42 politische Gefangene in Iran der Vollstreckung ihrer Todesurteile entgegen.

Foto: Social Media

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