Internationale Besorgnis über Misshandlung von Friedensnobelpreisträgerin

Internationale Organisationen haben Besorgnis über Sicherheit und Wohlbefinden der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi und anderer weiblicher politischer Gefangener geäußert, nachdem Berichte über deren Misshandlung im Evin-Gefängnis bekannt geworden sind. Die prominente Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi, bekannte Kritikerin des iranischen Regimes, wurde Berichten zufolge am Abend des 6. August zusammen mit anderen weiblichen politischen Gefangenen von Gefängniswärtern angegriffen, nachdem sie gegen die Hinrichtung des politischen Gefangenen Reza Rasaei protestiert hatten. Der Angriff fand im Evin-Gefängnis in Teheran statt, wo die Frauen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen inhaftiert sind.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) mit Sitz in Paris erklärte, sie sei „zutiefst besorgt“ über den Zustand von Mohammadi und forderte „ihre sofortige Freilassung“ sowie die unverzügliche Bereitstellung vollständiger Informationen über ihre Verfassung für ihre Familie, da der Kontakt zwischen Mohammadi und ihren Angehörigen seit zehn Monaten unterbrochen sei. Die Familie von Narges Mohammadi hatte am 8. August berichtet, dass die Wärter die Gefangenen nach dem Protest angegriffen hätten. Einige der inhaftierten Frauen hätten dabei körperliche Verletzungen erlitten, andere litten infolge des Angriffs unter Panikattacken. Die Telefonleitungen im Frauentrakt des Evin-Gefängnisses wurden nach dem Vorfall durch die Sicherheitskräfte gekappt, was die Kommunikation mit der Außenwelt weiter eingeschränkt hat.

In den vergangenen Monaten haben die politischen Gefangenen im Evin-Gefängnis eine Kampagne gegen die Todesstrafe gestartet, die als „Dienstage gegen die Todesstrafe“ bekannt wurde. Mit Beginn dieser Kampagne hat der Druck auf die inhaftierten Frauen erheblich zugenommen. Der Iran hat im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl die höchste Anzahl von Hinrichtungen weltweit. Menschenrechtsaktivist*innen werfen dem Regime vor, die Todesstrafe als Mittel zur Machterhaltung einzusetzen.

Der US-amerikanische Autorenverband PEN America äußerte sich ebenfalls besorgt über die Sicherheit von Mohammadi und anderen weiblichen Gefangenen. Die Organisation erinnerte daran, dass sie bereits vor etwa zehn Tagen wegen der verzögerten medizinischen Untersuchungen von Mohammadi auf ihre kritische gesundheitliche Situation aufmerksam gemacht habe.

Die iranische Gefängnisbehörde, die dem Justizministerium untersteht, wies die Berichte über den Angriff zurück und behauptete, es habe keine Auseinandersetzungen gegeben. Es hätten lediglich zwei der Gefangenen aufgrund des Lärms und des Stresses, den ihre Mitgefangenen verursacht hätten, Herzrasen und Stresssymptome entwickelt.

Auch Shirin Ebadi, ebenfalls Friedensnobelpreisträgerin und Menschenrechtsaktivistin, äußerte sich besorgt über das Leben von Narges Mohammadi und der anderen Gefangenen: „Das Leben von Narges Mohammadi, Sarvenaz Ahmadi und allen politischen Gefangenen in verschiedenen Gefängnissen ist in Gefahr. Sie zahlen den Preis für den unersättlichen Totalitarismus der Islamischen Republik. Wie lange muss das noch so weitergehen?“ Ebadi rief die Medien, politische und zivilgesellschaftliche Aktivist*innen sowie internationale Organisationen auf, ihre Aufmerksamkeit auf diejenigen zu richten, die echten Wandel suchten, anstatt auf vermeintliche Reformen der neuen iranischen Regierung zu hoffen.

PEN America wies in seiner Erklärung auch darauf hin, dass der Iran im vergangenen Jahr nach China das zweitgrößte Gefängnis für Schriftsteller*innen weltweit war. Mindestens 49 Schriftsteller*innen seien im Jahr 2023 in iranischen Gefängnissen festgehalten worden.

Foto: Nobel Peace Center

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