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Fußball-WM: Iran scheidet aus, Fans bejubeln USA

Die iranische Fußballnationalmannschaft verlor ihr drittes Gruppenspiel bei den Weltmeisterschaften 2022 am Dienstagabend gegen die USA mit einem Gegentor und schied aus dem Turnier in Katar aus. Die Nationalelf um den portugiesischen Cheftrainer Carlos Queiroz wäre mit einem Sieg oder Unentschieden zum ersten Mal in das Achtelfinale einer Fußballweltmeisterschaft eingezogen und hätte damit Geschichte geschrieben.

Die hoch polarisierte Stimmung rund um die Mannschaft überschattete auch das Spiel gegen die USA und sorgte vor und nach der Partie für widersprüchliche Reaktionen. In einigen Videos in den Sozialen Netzwerken jubelten Menschen über das Tor des amerikanischen Mittelfeldspielers Christian Pulisic gegen den Iran. Nicht nur in den Sozialen Netzwerken wurde die Niederlage des Iran gefeiert. Menschen feierten in der Nacht zu Mittwoch in mehreren iranischen Städten den Sieg der USA auf der Straße.

https://twitter.com/aliferferi/status/1597733033427472386

Es wurden wiederum Videos in den Sozialen Netzwerken gepostet, in denen Regimeanhänger die jubelnden Protestierende als „Landesverräter“ und „ehrlos“ beschimpfen. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA zeigte sich verhalten. Der große Sieg sei ausgeblieben, kommentierte IRNA das Ergebnis kurz nach dem Spiel. Die Spielkommentatoren im staatlichen Fernsehen des Iran kritisierten indirekt die defensive Taktik des iranischen Trainers.

Auch am Dienstagabend hatten die Kritiker:innen der Islamischen Republik kaum Möglichkeiten, im Stadion auf die Proteste im Iran aufmerksam zu machen. Trotz akribischer Kontrollen der Ordnungskräfte vor Ort konnten sie allerdings die Buchstaben des Namens Mahsa Amini hochhalten. Der farsisprachige TV-Sender BBC Persian in London veröffentlichte kurz nach dem Spiel ein Video, in dem ein Iraner von den katarischen Ordnungskräften abgeführt wurde, während er „Leben, Frau, Freiheit“ rief. Beim Spiel Iran-Wales am Freitag wurden vor dem Anpfiff sogar T-Shirts beschlagnahmt, auf denen die Parole stand.

In den vergangenen Tagen wurde berichtet, dass die Islamische Republik ihre Anhänger:innen als Propagandisten nach Katar geschickt habe, damit diese von möglichen regimekritischen Aktionen ablenken. Ihre Reisekosten sollen aus öffentlichen Ressourcen finanziert worden sein.

In den vergangenen Tagen wurde immer wieder spekuliert, dass die Islamische Republik den Einzug in das Achtelfinale von ihrer Anhängerschaft öffentlich groß feiern lassen werde – ähnlich wie den Sieg gegen Wales. Damit sollte nicht nur der Sieg gegen den Erzfeind USA gefeiert werden, sondern der Eindruck entstehen, dass die Mehrheit doch die Nationalmannschaft und somit indirekt die Machthaber unterstützt.

Die iranische Nationalelf wird von einer Gruppe der Regimekritiker nicht „Nationalmannschaft“, sondern „Mannschaft der Islamischen Republik“ genannt. Ein Besuch der Mannschaft beim Präsidenten Raissi vor dem Abflug wurde als „Verrat an den Protesten“ bewertet.

Die iranischen Fußballer sangen vor dem Spiel gegen die USA die Nationalhymne. Der US-Sender CNN hatte am Dienstag exklusiv berichtet, dass die Nationalspieler nach ihrem ersten Spiel gegen England von den Sicherheitsbehörden massiv unter Druck gesetzt worden seien, während des Turniers jegliche Protestaktion zu unterlassen. Vor dem Spiel gegen England hatten die Spieler die Nationalhymne nicht gesungen.

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