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WM-Niederlage: Politische Parolen gegen die iranische Nationalmannschaft

Die iranische Fußballnationalmannschaft kassierte am Montag die schwerste Niederlage ihrer WM-Geschichte. Sie unterlag in ihrem ersten WM-Spiel in Katar der britischen Nationalmannschaft mit 2 zu 6. In den ersten Minuten des Spiels hatte der iranische Torhüter Alireza Beiranvand aufgrund einer schweren Kopfverletzung nach einem Zusammenprall mit einem anderen Spieler das Spielfeld verlassen müssen. Er soll das Krankenhaus mittlerweile nach einer ärztlichen Untersuchung verlassen haben.

Mehr als die fußballerische Leistung standen am Montag allerdings politische Entwicklungen im Zusammenhang mit der iranischen Mannschaft im Fokus. Diese geriet bereits vor der Abreise nach Katar in heftige Kritik, als der Nationalkader am vergangenen Montag den iranischen Präsidenten Ebrahim Raissi besuchte. Viele Nutzer:innen der Sozialen Netzwerke kritisierten die iranischen Fußballnationalspieler daraufhin als „Regime-Mannschaft, nicht Nationalmannschaft“.

Auch die „Protestaktion“ der iranischen Nationalelf vor dem Spiel gegen England brachte den Fußballern kaum Sympathie: Zu Beginn des Spiels hatte kein Spieler die iranische Nationalhymne mitgesungen. Diese Bilder wurden im staatlichen iranischen Rundfunk nicht gezeigt. Während der landesweiten Proteste der vergangenen Woche hatten auch andere iranische Sportmannschaften die Nationalhymne nicht mitgesungen – darunter das Basketball- sowie das Sitzvolleyballnationalteam.

Tausende iranische Zuschauer:innen hatten im Khalifa International Stadium in Doha politische Parolen gerufen. Während des Spiels hatten sie aber auch immer wieder in Richtung der iranischen Nationalmannschaft „ehrlos, ehrlos“ skandiert. Einige Zuschauer:innen hielten Plakate mit der Aufschrift „Frau, Leben, Freiheit“ hoch. Das ist das zentrale Motto der seit Wochen andauernden landesweiten Proteste gegen das Regime im Iran. Auch Anhänger der Islamischen Republik befanden sich im Stadion. Vor dem Stadion hatte ein DJ den Song der iranischen Proteste, „Baraye …“ („Für …“) aufgelegt. Einige Zuschauer:innen im Iran sollen nach den Toren von England gejubelt haben.

Der staatliche Rundfunk im Iran hat anders als bei vorherigen Weltmeisterschaften keinen Kommentator nach Katar geschickt. So soll der Originalton kontrolliert werden. Auch Bilder werden zensiert. Internationale Fußballspiele werden deshalb immer mit ein paar Minuten Zeitverzögerung ausgestrahlt.

Die iranische Fußballnationalmannschaft ist zum sechsten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei. Sie ist neben England, Wales und den USA in der Gruppe B.

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