Corona im Iran: Katastrophale Zustände

Die offizielle Anzahl der Coronatoten im Iran liegt seit Tagen bei über 500 pro Tag. Am Mittwoch wurden 536 Opfer und mehr als 42.500 Neuinfektionen registriert.

Seit Wochen befinden sich alle Provinzzentren des Landes unter dem Einfluss der besonders aggressiven Delta-Variante in der Infektionsphase rot. Die Krankenhäuser sind zum größten Teil voll. Auf Medienbildern sind Covid-Erkrankte zu sehen, die in den Krankenhäusern auf den Fluren oder sogar unter freiem Himmel auf Decken liegen.

In der Stadt Mashhad im iranischen Nordosten soll es laut Medien einen Mangel an Särge geben. In der Provinz Gilan im Nordiran sei eine „Katastrophe“ im Gange, beschrieb ein Parlamentsabgeordneter die Lage in seinem Wahlkreis. Es fehlten Medikamente und Ausrüstungen.

Zugleich wird Kritik an der stagnierenden Impfkampagne des Landes und dem Missmanagement des Gesundheitsministeriums lauter und schärfer.

Immerhin hat das Innenministerium am Mittwoch religiöse Trauerfeierlichkeiten in geschlossenen Räumen und Klageumzüge in den Straßen verboten. Am Dienstag haben die jährlichen Trauerzeremonien zum Tod des dritten Imams der Schiiten, Husain ibn Ali, begonnen. Diese emotionalen Großveranstaltungen gelten als Super-Spreader. Trotzdem befürworten viele Prediger die Durchführung der Trauerfeiern.

Auch das religiöse Oberhaupt der Islamischen Republik, Ali Khamenei, relativierte seinen bisherigen Kurs. Khamenei bezeichnete die Pandemie am Mittwoch in einer Fernsehsprache als absolute Priorität des Landes. Während der vierten Welle im März hatte er noch gesagt, Corona sei „keine große Sache“. Nun forderte Khamenei in seiner Rede die Beschaffung von Impfstoffen auf allen möglichen Wegen. Als die Corona-Impfstoffe entwickelt wurden, hatte er den Import von Vakzinen aus den USA und England untersagt.

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