200 Anwält*innen fordern Stopp der Hinrichtungen von kurdischen Aktivistinnen
Mehr als 200 Anwält*innen in Iran haben in einem offenen Brief an den Chef der iranischen Justizbehörde die sofortige Aussetzung der Todesurteile gegen die kurdischen Aktivistinnen Pakhshan Azizi, Varishe Moradi und Sharifeh Mohammadi gefordert. In dem Brief heißt es unter anderem: „Pakhshan Azizi, Varishe Moradi und Sharifeh Mohammadi stehen am Rande des Todes, nicht als Folge eines gerechten Urteils, sondern durch eine übereilte Entscheidung in einem fragwürdigen Verfahren.“
Der am Montag, dem 17. Februar, veröffentlichte Brief kritisiert die Verfahren gegen die drei Frauen als „undurchsichtig und fehlerhaft“. Die Unterzeichnenden warnen, dass deren Hinrichtungen nicht nur gegen islamische, humanitäre und menschenrechtliche Grundsätze verstoßen würden, sondern auch gegen die internationalen Verpflichtungen der Islamischen Republik zum Schutz des Rechts auf Leben und eines fairen Gerichtsverfahrens. Die Anwält*innen fordern eine Überprüfung der Verfahren in einem fairen, transparenten und unparteiischen Gerichtsprozess.
یانیه ۲۲۹ وکیل دادگستری در اعتراض به صدور حکم برای پخشان عزیزی، وریشە مرادی و شریفه محمدی: «ما بر این باوریم که مجازات اعدام، بهویژه در پروندههایی که دارای ابهامات و شائبههای حقوقی بیان شده است، نمیتواند اجرای عدالت را تضمین کند، بلکه نقض آشکار حقوق انسانی است.»#پخشان_عزیزی… pic.twitter.com/vvdWQdflI4
— Pakhshan Azizi (@pakhshanazizi) February 17, 2025
Die 229 Anwält*innen warnen zudem vor den sozialen und psychologischen Folgen der möglichen Hinrichtungen. Eine Vollstreckung der Urteile würde nicht nur das Vertrauen in das Justizsystem der Islamischen Republik weiter untergraben, sondern auch zu einer Vertiefung der gesellschaftlichen Spaltung und des Gefühls von Diskriminierung in der kurdischen Bevölkerung Irans führen.
Pakhshan Azizi arbeitete als Sozialarbeiterin in Syrien, wo sie geflüchteten jesidischen Frauen half, die vor den Gräueltaten des Islamischen Staates (IS) geflohen waren. Dennoch wurde sie laut ihrem Anwalt in einem offensichtlichen Fehlurteil von einem iranischen Richter fälschlicherweise als Mitglied des IS eingestuft und ihr Todesurteil bestätigt.
Auch Varishe Moradi und Sharifeh Mohammadi wurden von der iranischen Justiz wegen angeblicher Mitgliedschaft in bewaffneten Oppositionsgruppen zum Tode verurteilt – ein Vorwurf, den sie und ihre Verteidigung entschieden zurückweisen.
Am Montag veröffentlichten auch die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh und die regimekritische Islamwissenschaftlerin Sedigheh Vasmaghi eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Todesurteile als gezielte Vergeltung gegen die „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung bezeichneten. Sie fordern die sofortige Aufhebung aller Todesurteile gegen junge Aktivist*innen in Iran, darunter auch die von Pakhshan Azizi, Varishe Moradi und Sharifeh Mohammadi.
Foto: Courtesy
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