Hass auf Israel als Daseinsberechtigung

Im Iran wird 2018 die australische Islamwissenschaftlerin Kylie Moore Gilber verhaftet, die sich auf einer Forschungsreise befindet. Sie bleibt fast drei Jahre im Gefängnis, die meiste Zeit in Isolationshaft. Der damalige australische Ministerpräsident Scott Morrison setzt sich energisch für die inhaftierte Wissenschaftlerin ein, bietet sich als Vermittler zwischen Iran und Thailand an und erreicht schließlich 2020 einen Austausch. Die Wissenschaftlerin kommt gegen die in Bangkok inhaftierten Terroristen frei. Auf dem Teheraner Flughafen werden die Attentäter feierlich von einer offiziellen Delegation empfangen, angeführt vom iranischen Vizeaußenminister. Das Bild des lächelnden beinlosen Terroristen in seinem Rollstuhl wird in der virtuellen Welt verewigt.

Die drei DNA-Hauptstränge

Endlich waren sie in der Heimat, wo Israels „Restzeit-Uhr“ läuft und ein System herrscht, dessen DNA drei Hauptstränge hat:

– die Herrschaft des Rechtsgelehrten, ولایت فقیه   .

– der Hijab, die islamische Kleiderordnung, und

– die Bekämpfung des „zionistischen Besatzerregimes in Palästina“. 

Israel als Staat existiert in der islamischen Republik offiziell nicht, nicht einmal das Wort Israel kommt in amtlichen Dokumenten oder Schulbüchern vor. Eine der ersten Handlungen der neuen Machthaber nach der Revolution war ein Stempel in die Reisepässe aller Iraner*innen: „Dieses Dokument ist für Reisen in das besetzte Palästina nicht geeignet.“

Vor der Islamischen Revolution lebten im Iran mehr als 80.000 Juden, heute sind es weniger als 8.000 J
Vor der islamischen Revolution lebten im Iran mehr als 80.000 Jüdinnen und Juden, heute sind es weniger als 8.000

Maßlos, irrational

Seit 43 Jahren dürfen iranische Sportler*innen bei internationalen Wettbewerben nicht gegen israelische Athlet*innen antreten – denn das käme einer Anerkennung Israels gleich. Sollte es unvermeidlich sein, lässt man sich allerlei Tricks einfallen, um eine Begegnung zu verhindern, und ist, wenn es darauf ankommt, sogar bereit, sich aus einem internationalen Sportverband ausschließen zu lassen, so wie es 2019 beim Judoverband geschah.

Dieser pathologische Hass des iranischen Regimes auf Israel ist in den islamischen Ländern beispiellos und rätselhaft. Wie und warum Revolutionsführer Khomeini diese ewige Israelfeindschaft schon am ersten Tag nach dem Sieg der Revolution zur Staatsräson seiner „Republik“ machte, darüber ließe sich lange philosophieren.

Der Iran hat die größte jüdische Minderheit der Region gehabt. Ein Massenpogrom gegen diese Minderheit gab es im Iran nicht.  In den großen Städten mit großen jüdischen Gemeinden gibt es auch Synagogen. So wie Christen und Zarathustrier haben auch die Juden gemäß der Verfassung das Recht, einen Abgeordneten ins Parlament zu entsenden. 

Doch die Feindschaft gegen den jüdischen Staat ist Raison d’être des real existierenden Islamismus. Und das ist nicht nur Propaganda, oder, wie manche abwertend sagen, Maulheldentum. Lang ist die Liste der Taten und Terrorakte gegen Israel, die die Teheraner Machthaber in diesen vier Dekaden geplant verübt oder gefördert haben.

Weltweit gesuchter Terrorverdächtiger als Innenminister

Schon zu Beginn ihrer Existenz gründeten sie im Libanon die Hisbollah als eine Art Außenposten für den Kampf gegen Israel. Sie entwickelte sich zu einem wichtigen, ja effizienten Equipment für weltweite Terroraktionen.

Ahmad Vahidi, der amtierende iranische Innenminister, wird seit 29 Jahren wegen eines brutalen Bombenanschlags von Interpol gesucht. In Buenos Aires detonierte am 18. Juli 1994   ein mit Sprengstoff vollgepacktes und von einem Hisbollah-Kommando gefahrenes Auto vor dem Jüdischen Gemeindezentrum – 87 Menschen starben.

Neben Vahidi stehen weitere acht führende Personen der Islamischen Republik auf der Liste der gesuchten Drahtzieher und Finanziers dieses Terroraktes.

Ein besonderer Al-Quds-Tag?

Wollte man alle Anschläge aufzählen und in Einzelheiten beschreiben, die die Hisbollah gemeinsam mit ihren Teheraner Mentoren in diesen vier Jahrzehnten rund um den Globus gegen Israel geplant und ausgeführt hat, entstünden dicke Bücher, spannende Thriller unserer realen Welt.

In diesem Jahr werde man einen besonderen Al-Quds-Tag erleben, meldeten Tage lang die offiziellen iranischen Medien. Im besetzen Palästina gebe es tägliche Demonstrationen, in der Region sei die Widerstandsfront gegen die „zionistische Macht“ stärker denn je. Netanjahu sei weltweit isoliert, schrieben Sport- und Kulturminister in ihren Erklärungen und forderten alle Sportler*-, Lehrer*- und Schüler*innen samt ihrer Familien auf, sich am Freitag dem Marsch der Kämpfenden anzuschließen.   

Doch der 14. April war ein normaler Tag. Wie üblich kamen in der fast 14 Millionen Einwohner*innen zählenden Hauptstadt Teheran einige Tausend zum Freitagsgebet. Dafür gab es martialische Ansprachen des Kommandanten der Revolutionsgarden Hossein Salami sowie des Parlamentspräsidenten M. Bagher Ghlibaf. Und Wie immer haben sie „das unvermeidliche, baldige Ende des zionistischen Regimes“ vorausgesagt.

Tags darauf, am heutigen Samstag, läuft das Ultimatum ab, das der Innenminister Vahidi und sein Polizeipräsident Radan den Iranerinnen gesetzt haben, nicht ohne Hijab in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Sonst werde man energisch eingreifen.  

Ob die mutigen  Frauen sich einschüchtern lassen, ist zweifelhaft.♦

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