Vater macht erneut Sicherheitskräfte für Mord an 9-Jährigem verantwortlich

Der Vater des ermordeten Kian Prifalak hat in einer Videobotschaft erklärt,  dass nicht der von einem iranischen Gericht zum Tode verurteilte Mojahed Kourkouri sein Kind getötet habe, sondern Sicherheitskräfte. Der 9 Jahre alte Kian war am 16. November in der südwestiranischen Stadt Izeh getötet worden, als Sicherheitskräfte das Feuer auf den Wagen eröffneten, in dem der Junge mit seinen Eltern und seinem Bruder unterwegs war. Die Tat geschah bei den landesweiten Protesten im Iran nach dem Tod einer jungen Frau auf einer Polizeiwache in Teheran. 

Kians Vater Meysam Pirfalak veröffentlichte am 11. April ein Video auf seiner Instagram-Seite, in dem er erklärte, er suche zwar Gerechtigkeit für den Fall seines Sohnes, erhebe aber keine Anklage gegen Mojahed Kourkouri, den das Revolutionsgericht für den Mord an dem 9-Jährigen für schuldig befunden hat. Auch Meysam Pirfalak war bei den Schüssen auf sein Auto schwer verletzt worden und lag über einen Monat im Krankenhaus. Vom Tod seines Sohnes hatte er während seines Krankenhausaufenthalts nicht erfahren. Infolge der Schussverletzungen kann er sich weiterhin nur begrenzt bewegen und befindet sich in Behandlung. Familienmitglieder, die Zeugen des Vorfalls waren, machen iranische Sicherheitskräfte für den Angriff verantwortlich.

In dem Instagram-Video sagt Meysam Pirfalak deutlich, dass er gesehen habe, wie die Sicherheitskräfte auf sein Auto geschossen haben. Er forderte die Iraner*innen auf, nach der Wahrheit zu suchen. Am Schluss des Videos sagt er: „Ich werde weder verzeihen noch vergessen.“

Die staatlichen Nachrichtenagenturen der Islamischen Republik hingegen machen „Terroristen“ für die Schießerei auf das Auto und den Tod des 9-Jährigen verantwortlich. Sie verbreiteten eine Erklärung, in der behauptet wird, dass die terroristische Gruppe Islamischer Staat (IS) sich zu den tödlichen Schüssen bekannt habe. BBC Monitoring untersuchte jedoch die Erklärung und kam zu dem Schluss, dass sie gefälscht war.

Trotz der massiven Kampagne der staatlichen Medien solidarisiert sich die Familie des Opfers mit dem Verurteilten Mojahed Kourkouri. Kians Mutter Zeynab Molaei, die während der Schießerei ebenfalls im Auto war, hat sowohl auf der Beerdigung ihres Sohnes als auch bei vielen anderen Gelegenheiten den Sicherheitsapparat der Islamischen Republik für den Tod ihres Sohnes verantwortlich gemacht. Sie besuchte die Mutter des verurteilten Kourkouri und erklärte, dass dieser mit dem Mord an ihrem Sohn nichts zu tun habe. Der Anwalt der Opferfamilie hatte auch die Vertretung des Angeklagten übernommen.

Pirfalaks Tod löste landesweit Empörung über den Staat und seinen Einsatz tödlicher Gewalt gegen Demonstrant*innen aus. Der 9-Jährige gilt als das jüngste Opfer der Protestwelle im Iran.

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