Nazanin Zaghari-Ratcliffe darf Iran verlassen
Laut der iranischen Justiz wurden die britisch-iranische Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe und Anoosheh Ashoori, ein weiterer britisch-iranischen Staatsbürger, am Mittwoch zum Teheraner Flughafen gebracht. Sie dürfen das Land verlassen.
Der iranischen Nachrichtenagentur Fars zufolge wurden für die Freilassung der beiden 530 Millionen US-Dollar von den blockierten Geldern des Iran in Großbritannien freigegeben. Außerdem sei ein iranischer Bürger, der in britischer Haft saß, freigelassen und in den Iran zurückgeschickt worden.
Zaghari-Ratcliffe war im Juni 2016 nach einem Besuch bei ihrer Familie am Teheraner Flughafen verhaftet und unter dem Vorwurf der Spionage für die britische Regierung und Propaganda gegen das islamische Regime zu fünf Jahren verurteilt worden. Die 44-Jährige ist Mitarbeiterin der Journalisten-Stiftung von Thomson Reuters. Nachdem sie ihre Haft abgesessen hatte, wurde sie erneut angeklagt und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Ihre Verhaftung löste von Anfang an heftige internationale Kritik aus. Ihr Ehemann Richard Ratcliffe hat in Großbritannien viele Jahre vergeblich für ihre Freilassung gekämpft. Seine letzten Aktion war ein Hungerstreik im Oktober letzten Jahres.
Anoosheh Ashoori war ebenfalls nach einem Besuch bei seiner Familie im August 2017 in Teheran verhaftet und wegen angeblicher Spionage für Israel zu 10 Jahren Haft verurteilt worden. Der pensionierte Ingenieur bestritt wie Zagher-Ratcliffe die Vorwürfe. Auch die Familien der Inhaftierten sowie Menschenrechtsorganisationen bezeichneten die Spionage-Vorwürfe als absurd und warfen der Islamischen Republik vor, die Inhaftierten als Geiseln zu benutzen, um blockierte iranische Gelder freizubekommen. Die iranische Regierung hatte in den 1970er Jahren britische Panzer im Wert von 400 Millionen britischen Pfund bestellt. Als 1979 im Iran die islamische Revolution ausbrach, wurden die Gelder blockiert.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Islamische Republik Doppelstaatler*innen als Geiseln nimmt und gegen verhaftete Iraner*innen austauscht oder als Gegenleistung Geld bekommt. Der bekannteste Fall war Jason Rezaian. Der Leiter des Washington-Post-Büros in Teheran wurde 2015 in einem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Iran wegen angeblicher Spionage verurteilt. Am 16. Januar 2016 wurde bekannt gegeben, dass Rezaian zusammen mit drei anderen verhafteten US-Bürgern den Iran verlassen darf. Am Tag seiner Freilassung gab die US-Regierung 1,7 Milliarden Dollar von eingefrorenen Geldern auf iranischen Konten frei.
Derzeit befinden sich einige Doppelstaatle*innen in den iranischen Gefängnissen, darunter auch die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi und der Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd.
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