Iran verfolgt über 300 Künstler*innen wegen Unterstützung der „Frau-Leben-Freiheit“-Proteste
Mehr als 300 Filmschaffende im Iran sind aktuell von juristischer Verfolgung betroffen. Dies teilte der Sprecher des iranischen Filmemacherverbands „House of Cinema“, Rasoul Sadr Ameli, am 9. September mit. Hintergrund sei ihre Unterstützung der landesweiten Proteste im Jahr 2022, die unter dem Slogan „Frau-Leben-Freiheit“ stattfanden. Aufgrund dieser Entwicklungen wird das jährliche Filmfest des „House of Cinema“ in diesem Jahr erneut nicht stattfinden.
Sadr Ameli erklärte, dass die anhaltenden Verfolgungen und Repressionen gegen Filmschaffende und Künstler*innen die Durchführung einer fairen und vollständigen Preisverleihung unmöglich machten. Bereits in den vergangenen Jahren war das Festival aufgrund der Coronapandemie und gesellschaftlicher Unruhen ausgefallen.
Die Zahl von 300 verfolgten Künstler*innen ist weitaus höher als in früheren Berichten, in denen von etwa 100 Betroffenen die Rede war. Viele dieser Künstler*innen stehen aufgrund ihrer politischen Haltung unter Arbeitsverbot oder dürfen das Land nicht verlassen.
Besonders im Fokus der Behörden stehen weibliche Künstlerinnen, die in den ersten Tagen der Proteste ihr Kopftuch abgelegt hatten. Der damalige Kulturminister Mohammad Mehdi Esmaili hatte erklärt, dass diese Frauen „freiwillig eine Entscheidung gegen die Gesetze“ getroffen hätten. Ihnen wurde eine Rückkehr in die Filmbranche nur unter der Bedingung eingeräumt, dass sie „Reue“ zeigten.
Zahlreiche prominente Filmschaffende, darunter Taraneh Alidoosti, Katayoun Riahi und Hengameh Ghaziani, wurden nach ihrer Unterstützung der Proteste verhaftet. Auch der bekannte Regisseur Jahangir Kosari berichtete im Juni, dass seine Tochter, die Schauspielerin Baran Kosari, mit einem Bild- und Arbeits- sowie einem Ausreiseverbot belegt worden sei.
Im Oktober 2023 sorgte eine Liste von 20 Schauspielerinnen, die aufgrund ihrer Weigerung, das Kopftuch zu tragen, von der Arbeit ausgeschlossen wurden, für Aufmerksamkeit. Auf der Liste standen bekannte Namen wie Baran Kosari, Katayoun Riahi, Taraneh Alidoosti und Fatemeh Motamed-Arya.
Foto: Social Media
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