Besorgnis über Autoimmunerkrankungen bei ehemaligen politischen Häftlingen
Die iranische Rechtsanwältin Maryam Kianersi hat sich besorgt über zunehmende Fälle von Autoimmunerkrankungen bei ehemaligen politischen Gefangenen geäußert. Die Anwältin des ehemaligen politischen Häftlings und Künstlers Sasan Chamanara erklärte, dass ihr Mandant nach seiner Freilassung an der Autoimmunerkrankung Psoriasis (Schuppenflechte) erkrankt sei. Psoriasis ist eine chronische Krankheit, bei der das Immunsystem überaktiv wird und die Hautzellen in einem ungewöhnlich schnellen Tempo reproduziert. Die Behandlung dieser Krankheit kann langwierig und komplex sein. Chamanara, der bereits mehrfach von den Sicherheitsbehörden festgenommen wurde, war zuletzt im Februar 2024 wegen „Propaganda gegen das System zugunsten feindlicher Gruppen“ verhaftet und nach einiger Zeit wieder freigelassen worden.
Kianersi hatte zuvor bereits über einen weiteren ihrer Mandanten, den Filmemacher Mostafa Al-Ahmad, berichtet, der ebenfalls seit seiner Freilassung an einer Autoimmunerkrankung leidet. Am Freitag, den 31. Mai, schrieb sie auf der sozialen Plattform X (ehemals Twitter), dass die wiederholten Fälle von Autoimmunerkrankungen bei politischen Gefangenen „besorgniserregend“ seien und Fragen in der Zivilgesellschaft aufwerfen würden.
مطلع شدم موکل من آقای #ساسان_چمنآرا از بازداشت شدگان اعتراضات ۱۴۰۱ نیز مانند برخی #کنشگران دیگر، پس از #آزادی از زندان، مدتهاست مبتلا به نوعی بیماری خودایمنی (پسوریازیس) شده است. تکرار این دست بیماریهای #زندانیان_سیاسی، سوالبرانگیز بوده و موجب نگرانی جامعه مدنی است. pic.twitter.com/W2AUeIzAEV
— Maryamkianersi (@Maryamkianersi2) May 31, 2024
Der Menschenrechtsanwalt Sina Yousefi verwies in diesem Zusammenhang auf X auch auf den Tod der Anwältin Maryam Arvin, die im November 2022 während der „Frau, Leben, Freiheit“-Proteste festgenommen worden und einen Monat nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis verstorben war. Arvins Mutter habe erklärt, ihrer Tochter seien im Gefängnis Beruhigungsmittel und Schmerzmittel per Infusion verabreicht worden. Der Grund für ihren Tod sei eine Medikamentenvergiftung gewesen.
Auch die Schauspielerin Taraneh Alidoosti, die wegen ihrer Unterstützung der landesweiten Proteste im Jahr 2022 inhaftiert war, ist seither von gesundheitlichen Problemen betroffen. Laut ihrer Anwältin Zahra Minoui leidet Alidoosti seit Sommer 2023 am DRESS-Syndrom, einer seltenen und schweren Reaktion auf Medikamente. Ärzte hätten die Ursache ihrer Krankheit auf eine Medikamentenwechselwirkung zurückgeführt. Alidoosti warurde wegen ihres Widerstands gegen den Zwangshijab festgenommen und nach ihrer Freilassung von der Arbeit im Film- und Fernsehbereich durch das Ministerium für islamische Führung und Kultur ausgeschlossen.
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