Druck auf kritische Künstler*innen nimmt zu

In den vergangenen Wochen hat der Druck auf Schauspielerinnen und kritische Künstler*innen in Iran zugenommen. Die zwei prominenten Schauspielerinnen Panthéa Bahram und Baran Kosari wurden mit einem Berufsverbot belegt.

Panthéa Bahram, eine angesehene Schauspielerin des iranischen Kinos, Theaters und Fernsehens, gab kürzlich bekannt, dass sie vom Ministerium für Islamische Kultur und Führung eine Nachricht erhalten habe, die ihr ein Berufsverbot auferlege. Diese Nachricht sei per SMS gekommen und besage, dass sie nicht einmal mehr an privaten Schauspielschulen unterrichten dürfe. Auf Instagram teilte Bahram mit, dass sie geplant hatte, einen Kurs für junge Menschen zu geben, was nun nicht mehr möglich sei.

Bahram war eine der Künstlerinnen, die die „Frau-Leben-Freiheit“-Proteste im Jahr 2022 unterstützt hatten. Sie hatte damals ein Bild von sich ohne Kopftuch auf ihrem Instagram-Account gepostet, begleitet von einem Text mit dem Hashtag #FrauLebenFreiheit. Infolge dieser Aktion wurde sie zusammen mit anderen Schauspielerinnen vorübergehend festgenommen und später unter Druck gesetzt, sich in der Öffentlichkeit den Vorschriften entsprechend zu kleiden. Trotzdem trat sie weiterhin ohne Kopftuch auf, was zu weiteren rechtlichen Konsequenzen führte.

Zeitgleich berichtete Jahangir Kosari, Regisseur und Vater der Schauspielerin Baran Kosari, dass seine Tochter mit einem umfassenden Verbot konfrontiert sei, das nicht nur ihre Darstellung in Filmen, sondern auch das Verlassen des Landes betreffe. Baran Kosari spielte in dem Film „Blaue Adern“, der noch nicht veröffentlicht wurde, da sie in der Hauptrolle zu sehen und ein Verbot gegen ihre Abbildung in Kraft ist. Der Film erzählt die Geschichte der bekannten iranischen Dichterin Forough Farrokhzad.

Bereits im April 2023 waren Fotos von Baran Kosari ohne Kopftuch veröffentlicht worden, was zu einer strafrechtlichen Untersuchung führte. Im Oktober desselben Jahres erklärte der Regisseur Soheil Beiraghi, dass das Ministerium für Islamische Kultur und Führung die Verwendung von Bildern der bekannten Schauspielerinnen Fathameh Motamed-Aria und Baran Kosari in allen Werbematerialien und auf den Schildern der Kinos verboten habe.

Der Minister für Islamische Kultur und Führung betonte, dass Schauspielerinnen, die in der Öffentlichkeit das Kopftuch ablegten, nicht mehr arbeiten dürften. Der Präsident der iranischen Filmbehörde, die eine Abteilung des Ministeriums für Islamische Kultur und Führung ist, erklärte später, dass die Aufhebung des Verbots von einer Entschuldigung und der Reue der betroffenen Schauspielerinnen abhänge.

Einige Schauspielerinnen, die auf der Verbotsliste stehen, erklärten, dass sie sich bereits dazu entschieden hätten, die Schauspielerei unter den gegebenen Bedingungen aufzugeben. Einige Regisseur*innen und die unabhängige Organisation Oberster Rat der Filmproduzenten unterstützten diese Entscheidungen und kritisierten das Ministerium für Islamische Kultur und Führung scharf.

Während die Regierung Raisi in ihren letzten Tagen den Druck auf kritische Künstler*innen weiter aufrechterhält, hoffen viele Menschen im Iran, dass mit der neuen Regierung unter dem moderaten Präsidenten Masoud Pezeshkian eine Lockerung der Restriktionen eintreten wird.

Foto: Social Media

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