Gefängnisausbruch aus Angst vor Corona

In mindestens zwei iranischen Gefängnissen ist es am Wochenende zu Unruhen gekommen. Am Freitagabend flohen rund 70 Häftlinge aus dem Gefängnis der Stadt Saqqez im Nordwesten des Landes. Sie sollen aus Angst vor Corona ausgebrochen sein.

Laut der Nachrichtenagentur Fars soll es kurz davor in dem Gefängnis zu Randale gekommen sein. Am Samstag kursierten in den sozialen Netzwerken Videos des Ausbruchs, auf denen geflohene Häftlinge zu sehen sind, die versuchen, sich schnell in die umliegenden Straßen zu verstreuen.

Mittlerweile sollen sich einige von ihnen gestellt haben, andere seien festgenommen worden, berichten Medien unter Berufung auf örtliche Behörden.

Am Sonntag seien vier Mitarbeiter des Gefängnisses im Zusammenhang mit dem Ausbruch in Gewahrsam genommen worden, sagte der Leiter der Justiz der Streitkräfte der Provinz Kurdistan, Mojtaba Shiroudbozorgi, laut der Nachrichtenagentur Tasnim.

Am Samstagnachmittag sei es auch im Gefängnis der Stadt Hamadan im Westen Irans zu Unruhen gekommen, wie der örtliche Staatsanwalt, Hassan Khanjani, am Sonntag erklärte. Einige Häftlinge hätten Decken angezündet und Krawall gemacht, um fliehen zu können, sagte er der Nachrichtenagentur ISNA. Andere Häftlinge sollen sich eingemischt und so einen größeren Aufruhr verhindert haben, so Khanjani.

Das Gefängnis von Hamadan sei in Sachen Sicherheit und Hygiene „eine der besten Vollzugsanstalten des Landes“, erklärte der Staatsanwalt hinsichtlich der Sorgen um Corona-Infektionen in dem Gefängnis.

Gefängnisausbrüche sind im Iran sehr selten. Angesichts der massiven Ausbreitung des Coronavirus im Iran hatten in den vergangen Wochen sowohl Angehörige politischer Gefangener wie auch zivilgesellschaftliche Aktivist*innen die iranische Justiz aufgefordert, Gefängnisinsassen freizulassen oder ihnen Hafturlaub zu gewähren. Offiziellen Angaben zufolge wurden bislang rund 85.000 Häftlinge in den Hafturlaub geschickt. Politische Gefangene blieben jedoch bislang zum größten Teil davon ausgenommen, kritisieren Aktivist*innen.

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