Flugzeugabschuss: Prozessauftakt im Iran

Fast zwei Jahre nach dem Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs durch die iranische Revolutionsgarde nahe Teheran hat am Sonntag der Prozess vor einem Militärgericht in der iranischen Hauptstadt begonnen. Angeklagt seien 10 Personen, meldeten Medien, ohne auf deren Identität und Funktionen näher einzugehen.

Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich Angehörige der Opfer unter strenger Bewachung der Sicherheitskräfte. Sie hielten Bilder von Opfern hoch und protestierten unter anderem gegen eingeschränkten Zugang zu Akten und Beweismitteln.

Am 8. Januar 2020 gegen 6:15 war das ukrainische Passagierflugzeug des Flugs 752 kurz nach dem Abflug aus Teheran von zwei Raketen der Revolutionsgarde abgeschossen worden. Alle 176 Menschen an Bord, darunter 167 Passagiere, fanden dabei den Tod. Tagelang hatten die Verantwortlichen den Abschuss damals zunächst geleugnet und einen technischen Fehler als wahrscheinlichste Absturzursache angegeben. Erst nach drei Tagen mussten sie unter dem enormen Druck der Öffentlichkeit den Abschuss einräumen.

Der in Kanada lebende Sprecher des Verbands der Angehörigen, Hamed Esmaeilion, dessen Ehefrau und die gemeinsame neunjährige Tochter bei dem Abschuss ums Leben kamen, beschrieb die Verhandlungen am Sonntagmorgen auf Twitter als „beschämendes Schauspiel“. Demnach seien zehn rangniedrige Offiziere als Sündenböcke angeklagt worden.

Die Angehörigen der Opfer hätten den Kommandanten der Luftstreitkräfte der iranischen Revolutionsgarde, Amir Ali Hajizadeh, den Kommandanten der Revolutionsgarde, Hossein Salami, den Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates des Iran, Ali Shamkhani, den damaligen Außenminister Mohammad Javad Zarif und das religiöse Oberhaupt der Islamischen Republik, Ali Khamenei, verklagt, zitierte der Sender BBC Persian Hamed Esmaeilion am Sonntag. Keiner von ihnen werde aber vor Gericht erscheinen, so Esmaeilion.

Amir Ali Hajizadeh hatte in der vergangenen Woche für heftige Kritik in den sozialen Netzwerken gesorgt, als er sich öffentlich darüber gewundert hatte, warum das Flugzeug nach dem ersten Treffer nicht zum Flughafen zurückkehren konnte.

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