30.000 Universitätsdozent*innen im Iran entlassen

Seit Anfang dieses Monats wurden aufgrund einer Entscheidung von Mehdi Tehranchi, dem Präsidenten der AZAD Universität im Iran, 32.000 Dozent*innen aus verschiedenen Fakultäten und Fachbereichen dieser Universität entfernt. Laut einem Bericht der Zeitung Etemad wurden anstelle dieser Dozent*innen 20.000 Doktoranden, die sich noch im ersten oder zweiten Semester ihres Doktoratsstudiums befinden, für den Unterricht von Bachelorstudierenden an dieser Universität rekrutiert. Diese Doktoranden haben nach der Teilnahme an einem 40-stündigen Kurs mit dem Titel „Lehre“ die Position eines Dozenten an der Freien Universität erlangt. Die „neuen Dozent*innen“ sollen für ihre Arbeit eine „Studienprämie“ erhalten und eine geringere Studiengebühr zahlen.

Die Azad Universität ist ein staatliches Institut, dessen Präsident direkt von dem Obersten Führer Ayatollah Khamenei ernannt wird. Die Universität, die Hunderte Einrichtungen in aller Regionen des Landes hat, ist nicht gebührenfrei und verlangt relativ hohe Studiengebühren.

Die Entscheidung des Präsidenten der Azad Universität wurde umgesetzt, obwohl einige Dozent*innen, die seit Anfang dieses Monats und ohne jegliche vorherige Benachrichtigung vom Unterricht an der Azad Universität ausgeschlossen wurden, gegenüber Etemad erklärt haben, dass sie ihre einzige Einnahmequelle verloren und keine weiteren Berufsmöglichkeiten haben. Viele von ihnen sind nach einer oder zwei Jahrzehnten Lehrtätigkeit an der Azad Universität über das Alterslimit für die Anstellung im universitären Lehrkörper oder in staatlichen Einrichtungen hinaus.

Rechtliche Grundlage für die Veränderungen

Gemäß einer Bestimmung in einem Rundschreiben aus dem Jahr 2018 der Zentralorganisation der Azad Universität, das offensichtlich eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung des Präsidenten der Universität gespielt hat, „wird im Falle des Verlusts der allgemeinen Lehrqualifikationen des Lehrbeauftragten die Zuteilung des Lehrkennzeichens für nichtig erklären“.

Jede Person, die eine Position als Dozent*in an verschiedenen Fakultäten der Azad Universität anstrebt und Mitglied des Lehrkörpers dieser Universität werden möchte, muss vor Beginn der Zusammenarbeit in Bezug auf „allgemeine und spezielle Bedingungen“ genehmigt werden.

Gemäß einer Mitteilung aus dem Jahr 2021 der Azad Universität bezieht sich die „spezielle Bedingung“ auf die akademische und wissenschaftliche Qualifikation des Bewerbers, während die „allgemeine Bedingung“ folgendermaßen definiert ist: „Keine Mitgliedschaft oder Aktivität in verschiedenen gegnerischen Gruppen und Oppositionen zur Islamischen Republik Iran, Kenntnis der religiösen Urteile und Erfüllung der islamischen Pflichten, Befolgung der Befehle und Aussagen der Führung und Verpflichtung zum Prinzip der Wilaayat-e Faqih (des Obersten Führer des Landes), Vermeidung von Einträgen in unangemessene Linien in wissenschaftliche Aktivitäten und Forschungen an der Universität, Glaube und Überzeugung in Bezug auf die Islamische Republik Iran, Verpflichtung zur beruflichen Ethik und Einhaltung der Berufsgesetze und -vorschriften.“

Es ist davon auszugehen, dass die Kündigungen dieser Lehrkräfte mit ihren politischen Einstellungen, besonders im Zuge der landesweiten Proteste des letzten Jahres, zusammenhängen. Auf die Niederschlagung der Proteste folgte eine Welle von Entlassung und Suspendierungen von Studierenden und Entlassungen von Professor*innen, die als „Aufräumen an der Hochschulen“ bezeichnet wird.

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