Tödliche Verbindung von innen- und außenpolitischem Terror
Die neue Rubrik „Meinung“ des Iran Journal bietet eine Plattform für unterschiedliche Meinungen zu Ereignissen im Iran und Aktivitäten exilierter Iraner*innen. Falls Sie mit einem hier veröffentlichten Beitrag nicht einverstanden sind, freuen wir uns über Ihre Stellungnahme. Sollten zahlreiche Antworten zu einem Beitrag bei der Redaktion eingehen, werden wir eine auswählen, die repräsentativ für die Mehrheit ist.
Die Beiträge in dieser Rubrik spiegeln nicht zwangsläufig die Ansichten der Redaktion wider.
Stellungnahme an: meinung@iranjournal.org
Von Daniela Sepehri
Das Regime der Islamischen Republik hält sich nicht nur durch Chaos und Kriege in der Außenpolitik an der Macht, sondern auch durch den unablässigen Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Diese beiden Stränge des Terrors sind seit Jahren untrennbar miteinander verknüpft. Das zeigte sich erneut in den letzten Wochen: Während die Welt gebannt darauf starrt, wie der Iran außenpolitisch handelt, läuft die Hinrichtungsmaschinerie im Inneren des Landes auf Hochtouren.
Laut Amnesty International wurden in der ersten Augustwoche innerhalb von 24 Stunden mindestens 36 Menschen hingerichtet, davon allein 22 Personen an einem einzigen Morgen in einem Gefängnis. Unter den Opfern der weiter eskalierenden Hinrichtungswelle befand sich auch der kurdische politische Gefangene Reza Rasaei, der der religiösen Minderheit der Yarsan angehörte. Er wurde im Zuge der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung festgenommen, gefoltert und schließlich zum Tode verurteilt. Nach seiner Hinrichtung kam es in zahlreichen Gefängnissen zu Protesten, unter anderem im Frauentrakt des berüchtigten Evin-Gefängnisses, wo es zu „Zusammenstößen“ zwischen Sicherheitskräften und den weiblichen Gefangenen kam. Mehr als 24 Stunden lang war der Kontakt zu den inhaftierten Frauen unterbrochen, die Sorge um ihr Wohlergehen war groß, und mehrere von ihnen mussten in der Krankenstation behandelt werden. Zeitgleich kursierte in den sozialen Netzwerken ein Video, das zeigt, wie ein Polizist auf dem Genick eines 15-jährigen afghanischen Jungen kniete. Dieser konnte die Anweisungen des Beamten aufgrund seiner Hörbehinderung nicht verstehen.
Die brutalen Bilder verdeutlichen den tiefen Hass des Regimes auf Afghan*innen und Menschen mit Behinderungen. Dieser Hass ist nichts anderes als Menschenhass – die Islamische Republik hasst Menschen. Journalistinnen, Politikerinnen und alle, die die Lage im Nahen Osten beobachten, dürfen die Ereignisse im Inland Irans nicht getrennt von den außenpolitischen Eskalationen des Regimes betrachten. Beide Entwicklungen sind eng miteinander verknüpft, und das eine existiert nicht ohne das andere.
Das Regime in Iran nutzt die toten Winkel unserer Aufmerksamkeit, um zu morden, zu foltern und hinzurichten. Unser Wegschauen hilft dem Regime, unser Wegschauen ist ein Verbrechen.♦