87 Hinrichtungen in einem Monat seit Präsidentschaftswahl im Iran
Laut der Iran Human Rights Organization (IHRNGO), einer in Norwegen ansässigen Nichtregierungsorganisation, sind seit den Präsidentschaftswahlen im Iran am 6. Juli mindestens 87 Personen in iranischen Gefängnissen hingerichtet worden. Menschenrechtsorganisationen hatten bereits zuvor vor einer Zunahme der Hinrichtungen nach den jüngsten Präsidentschaftswahlen im Iran gewarnt.
IHRNGO-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam erklärte am Mittwoch, dem 7. August: „Das Regime der Islamischen Republik nutzt die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf die Spannungen mit Israel aus, um eine Massenhinrichtung von Gefangenen durchzuführen und das Klima der Unterdrückung im Iran zu verschärfen.“ Er fügte hinzu: „Wenn die internationale Gemeinschaft nicht umgehend reagiert, könnten in den kommenden Monaten Hunderte von Menschen Opfer der Hinrichtungsmaschine der Islamischen Republik werden.“ Amiry-Moghaddam forderte alle Länder, die diplomatische Beziehungen zum Iran unterhalten, auf, „auf diese Verbrechen zu reagieren und weitere Verbrechen zu verhindern“.
Am Mittwoch berichteten verschiedene Menschenrechtsorganisationen, dass mindestens 20 Gefangene wegen „nicht-politischer“ Vorwürfe allein im Gefängnis Ghezel Hesar in Karaj hingerichtet worden seien. Menschenrechtsaktivist*innen hatten zuvor darauf hingewiesen, dass diese zum Tode verurteilten Gefangenen in Einzelhaft verlegt worden seien und ihre Hinrichtung unmittelbar bevorstehe.
Die IHRNGO gab am Mittwoch bekannt, dass allein an diesem Tag 29 Gefangene hingerichtet worden seien, und erklärte dazu: „Die Hinrichtung von 26 Männern im Gefängnis Ghezel Hesar in Karaj und drei weiteren Männern im Zentralgefängnis von Karaj wurde gruppenweise durchgeführt.“ Laut dem Bericht der Organisation befanden sich unter den Hingerichteten auch zwei afghanische Staatsbürger und ein Angehöriger der belutschischen Minderheit. Die Hingerichteten waren überwiegend wegen „vorsätzlichen Mordes“, „Drogenhandels“ und „Vergewaltigung“ zum Tode verurteilt worden. Die IHRNGO betonte, dass die gruppenweise Hinrichtung von 26 Gefangenen an einem Tag in einem einzigen Gefängnis in den letzten zwei Jahrzehnten „beispiellos“ sei. Die letzte gruppenweise Hinrichtung in diesem Ausmaß fand am 3. Juli 2009 während der Proteste der „Grünen Bewegung“ statt.
Im Verhältnis zur Bevölkerung hat der Iran die höchste Hinrichtungsrate der Welt. In einer Erklärung schrieb die Kampagne „Nein zur Hinrichtung am Dienstag“, dass die Zahl der Hinrichtungen nach jeder Wahl im Iran zunehme. Human Rights Watch hatte bereits vor einigen Wochen die Verhängung der Todesstrafe gegen Sharifeh Mohammadi, eine Arbeitsrechtsaktivistin im Iran, kritisiert und den neuen Präsidenten Massoud Pezeshkian aufgefordert, mit der Abschaffung der Todesstrafen für echte Veränderungen zu sorgen.
Laut einem Bericht von Amnesty International (AI) wurden 2023 mindestens 853 Personen im Iran hingerichtet, 48 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zunahme sei auf die Bemühungen des iranischen Regimes zurückzuführen, Angst und Schrecken unter der Bevölkerung zu verbreiten, um Proteste gegen das Regime zu unterdrücken, so AI.
Foto: IHRNGO
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