Rouhani – besiegt von der Arbeitslosigkeit?

Dem jüngsten Bericht des iranischen Amtes für Statistik zufolge beträgt die Arbeitslosenquote bei Frauen 20,7, bei Männern 10,5 Prozent. Ohne genaue Zahlen zu nennen stellt der Bericht zudem fest, dass die Anzahl weiblicher Beschäftigter in der Industrie sehr gering ist, obwohl die Anzahl der Hochschulabsolventinnen stetig steigt. 64 Prozent der Hochschulabschlüsse machen Frauen. 40 Prozent der akademischen Arbeitsuchenden sind weiblich, so Arbeitsminister Rabiee und die Vizepräsidentin für Frauenangelegenheiten, Shahindokht Molaverdi.

Präsident Rouhani hatte versprochen, Frauen den Weg in Politik und Wirtschaft zu ebnen. Der ungleiche Wettbewerb um Arbeitsplätze und der männlich dominierte Arbeitsmarkt des Iran tragen zur hohen Arbeitslosigkeit der Iranerinnen bei. Staatliche Statistiken besagen, dass die Zahl weiblicher Arbeitssuchender von 32,6 Prozent im Jahr 2005 auf 43,4 im Frühling 2015 angestiegen sei und jährlich mehr als 100.000 Frauen den Arbeitsmarkt verließen. Die meisten von ihnen waren in den Bereichen Bildung und Gesundheitswesen tätig.

Laut der aktuellen Arbeitsmarktentwicklung für das Jahr 2016 waren zwei Drittel aller Neubeschäftigten in dem Jahr Frauen. Insgesamt wurden 615.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, so die offiziellen Angaben. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA nannte im März 2017 die verhältnismäßig niedrigen Löhne und die hohe Anzahl der Hochschulabsolventinnen in den vergangenen drei Jahrzehnten die wichtigsten Gründe für diese Entwicklung.

StudentInnen feiern ihren Abschluss an der Freien Universität Ahar
                                      64 Prozent der Hochschulabschlüsse machen Frauen

Geografisch große Unterschiede 

Staatliche Angaben nennen für die iranische Hauptstadt Teheran eine Arbeitslosenquote von 7,2 Prozent im Jahr 2014. In der wenig entwickelten Provinz Lorestan im Südwesten des Landes lag sie zeitgleich bei 20,3 Prozent. Für diese ungleichmäßige Entwicklung wird unter anderem die Regierung Ahmadinedschad verantwortlich gemacht. Zwei Jahre nach dem Amtsantritt Rouhanis gab das Amt für Statistik bekannt, dass die einstellige Arbeitslosenquote in fünf Provinzen zweistellig geworden sei und dreizehn Provinzen unter einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenzahl litten.

Die ungleichmäßige Verteilung von Ressourcen und Investitionen mündet in eine unterschiedlich hohe Arbeitslosenzahl in den verschiedenen Regionen. Angaben des Industrieministeriums belegen, dass industrielle Investitionen in acht Provinzen des Landes im Jahr 2014 nur 60 Prozent der Investitionen in der ohnehin industriellen Provinz Isfahan betrugen. Teheran und Isfahan sind die industriell am meisten entwickelten Provinzen. Laut einer Studie des Iranbüros des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen ziehen jährlich durchschnittlich eine Million IranerInnen innerhalb der Landesgrenzen auf der Suche nach Arbeit um. Teheran, Isfahan und die Nordost-Provinz Chorasan seien die ersten Ziele. Die Arbeitsmigranten stammen hauptsächlich aus den Provinzen Chuzestan, Kermanschah und West-Aserbaidschan.

Die schleppende Umsetzung des Atomdeals und knappe Ressourcen sind die wichtigsten Probleme der Regierung Rouhani bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Hinzu kommt der Machtkampf innerhalb der Islamischen Republik. Präsident Rouhani betonte, dass eine Instanz alleine das gewaltige Problem Arbeitslosigkeit nicht lösen könne. Er hat seine politischen Rivalen aufgerufen, „Kinderstreitereien“ beizulegen und der Regierung unter die Arme zu greifen.

 MAHINDOKHT MESBAH

Übertragen aus dem Persischen von IMAN ASLANI

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