Iranische „Freiheitsstatue“ in den USA

Kulturnachrichten:

Die US-iranische Community hat der amerikanischen Westküste ihre eigene Freiheitsstatue geschenkt. Mit einem Anti-Trump-Karikaturenwettbewerb senden dagegen konservative Hardliner im Iran ganz andere Signale an die USA. Auch im Inneren lassen sie mit Einschränkungen für iranische MusikerInnen ihre Muskeln spielen. Bessere Nachrichten gibt für iranische CineastInnen. 

Die kalifornische Metropole Los Angeles ist seit dem 4. Juli um ein Wahrzeichen reicher: Vor über 50.000 Zuschauern, darunter viele Irano-Amerikaner, enthüllte Bürgermeister Eric Garcetti am Unabhängigkeitstag der USA die „Freiheitsskulptur“. Das über vier Meter hohe und sechs Meter breite Monument, das eine künstlerische Interpretation des antiken Kyros-Zylinders darstellen soll, ist ein Geschenk der iranischen Community der USA an die Stadt Los Angeles, die aufgrund der hohen Zahl iranischstämmiger BewohnerInnen von diesen – angelehnt an die iranische Hauptstadt Teheran – liebevoll „Tehrangeles“ genannt wird.
Organisiert wurde die Errichtung der Skulptur von der iranisch-amerikanischen Farhang Foundation, einer 2008 gegründeten Kulturstiftung. Die Idee, der Stadt ein öffentliches Monument zu schenken, entstand, nachdem die Stiftung im Jahr 2013 im Rahmen einer Ausstellung den historischen Kyros-Zylinder aus dem Londoner British Museum nach Kalifornien ins J.Paul Getty Museum geholt hatte und dieser zum meist besuchten Ausstellungsstück in der Geschichte des Museums wurde.

Die Errichtung der „Freiheitsskulptur“ sei das „wichtigste und wirkungsvollste öffentliche Projekt in der Geschichte der irano-amerikanischen Community“, so der stellvertretende Leiter der Farhag Foundation Hormoz Amiri gegenüber der Huffington Post. Finanziert wurde das Kunstwerk von über einer Million Menschen aus 50 Ländern. Das Monument sei „eines der erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte aller Zeiten“, so der Leiter der Stiftung, Alireza Ardakani.

Die „Freiheitsskulptur“ verkörpere „die humanitären Ideale der Freiheit, des Respekts vor kultureller Vielfalt und Inklusivität, die erstmals vor 2.500 Jahren vom Perserkönig Kyros dem Großen schriftlich festgehalten und später von den Gründervätern der USA in der Verfassung verankert wurden“, heißt es auf der offiziellen Webseite des Monuments.

Der im Jahr 1879 in Babylon entdeckte Kyros-Zylinder enthält die Proklamation des achämenidischen Königs Kyros des Großen, die er nach 538 v. Chr. auf einem Tonzylinder abfassen ließ, um aus seiner Sicht die Gründe des Sturzes des letzten neubabylonischen Königs Nabonid darzulegen. Der Text des Zylinders gilt heute allgemein als erste Menschenrechtscharta der Welt.

Anti-Trump-Karikaturenwettbewerb in Teheran

In der iranischen Hauptstadt Teheran ist ein von der konservativen Organisation für die heilige Verteidigung in der Kunst und im Kino veranstalteter Anti-Trump-Karikaturenwettbewerb zu Ende gegangen. Bei dem International Trumpism Cartoon and Caricature Contest sollen nach Angaben des Veranstalters 1.600 Zeichnungen aus 75 Ländern eingeschickt worden sein.

„Trumps Verhalten bestätigt das Misstrauen des Iran gegenüber den USA. Er repräsentiert das wahre Gesicht Amerikas“, so Wettbewerbsinitiator Ali-Asghar Jafari gegenüber iranischen Medien. Deshalb habe man sich entschieden, einen solchen Wettbewerb zu organisieren, um mit „künstlerischen Mitteln Trumps Verhalten bloßzustellen“, so Jafari weiter.

Maßgeblich beteiligt an der Durchführung des Wettbewerbs war auch der Organisator des berüchtigten International Holocaust Cartoon Contest und des International Grand Awards of Down With USA, die in den vergangenen Jahren im Iran veranstaltet und international sowie von iranischen Oppositionellen scharf kritisiert wurden.

Als Sieger des diesjährigen Trumpism Cartoon and Caricature Contest  gingen der Iraner Hadi Asadi und Michael Kountouris hervor, die jeweils eine Kategorie des Wettbewerbs für sich entscheiden konnten.

Keine Konzerte in Mashhad

Seit zwei Jahren tobt in der „heiligen Stadt“ Mashhad in der ostiranischen Provinz Khorasan Razavi ein Konflikt zwischen Musikern und Konzertveranstaltern einerseits und konservativen Klerikern und deren AnhängerInnen andererseits. Der Staatsanwalt von Mashhad hat in dieser mitunter emotional geführten Auseinandersetzung nun ein Machtwort gesprochen: Ende Juni verkündete Gholamali Sadeghi, dass die Abhaltung von Konzerten in der Stadt des Schreins des 8. Imam der Schiiten, Reza, „nicht angemessen“ sei. Man solle für Konzerte auf andere Städte ausweichen, so Sadeghi.

Die Band Setareh Ghotbi darf wieder auftreten, allerdings nur vor weiblichem Publikum!
Frauenbands dürfen im Iran nur vor weiblichem Publikum auftreten – Foto: Die Band Setareh Ghotbi

 
Inwiefern das „Urteil“ des Staatsanwalts bindend sein wird, ist unklar. Denn rechtlich liegt die Befugnis zur Autorisierung von Konzerten beim Kulturministerium. Bereits im vergangenen Jahr hat der moderate Staatspräsident Hassan Rouhani gegenüber iranischen Geistlichen bekannt gegeben, dass diese keine Erlaubnis hätten, genehmigte Konzerte zu verbieten. Diese Stellungnahme Rouhanis hat jedoch nicht verhindert, dass massive Kampagnen konservativer Kräfte gegen MusikerInnen und Konzertveranstalter in Städten wie Shiraz, Bushehr und Qom stattfanden. Iranische Hardliner betrachten das Verbreiten und Fördern von Musik als konträr zu den Richtlinien des Islam.

Anerkennung für iranische CineastInnen

Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences hat Ende Juni acht prominente RepräsentantInnen des iranischen Kinos eingeladen, die Mitgliedschaft in der Organisation anzunehmen. Die Filmregisseure Rakhshan Bani-Etemad, Mohammad Rasoulof und Bahman Ghobadi, die Filmproduzentin Hengameh Panahi, die Cutterin Hayedeh Safiyari, der Tontechniker Mohammadreza Delpak sowie die beiden beliebten Schauspielerinnen Leila Hatami und Golshifteh Farahani sind die potentiellen Neumitglieder. Sie konnten in den vergangenen Jahren durch zahlreiche internationale Filmpreise auf sich aufmerksam machen. Besonders Golshifteh Farahani machte sich vor allem in Hollywood durch ihre Beteiligung an amerikanischen Produktionen wie Exodus, Paterson und Fluch der Karibik 5 einen Namen.
Mit 774 Einladungen zur Mitgliedschaft verteilt auf 57 Länder hat die Akademie, die in den vergangenen Jahren immer wieder dafür kritisiert wurde, eine relativ homogene Mitgliedschaft zu haben, so viele Neumitglieder wie noch nie zuvor ernannt.
Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences ist in erster Linie durch die Verleihung der Academy Awards („Oscars“) bekannt. Nach ihrem Selbstverständnis ist der Zweck der Akademie, sich für den Fortschritt im Bereich der Filmwirtschaft einzusetzen. Dies soll durch die Unterstützung von Forschungen sowie durch eine Förderung des kulturellen, pädagogischen und technologischen Fortschritts geschehen.
  JASHAR ERFANIAN