Zwei islamische Staaten und eine kommunistische Macht

Der irakische Ex-Premier Kademi, der in Bagdad vergeblich fünf Sitzungen zwischen Iran und Saudi-Arabien moderiert hatte und die Forderungen beider Seiten gut kennt, meinte am selben Tag gegenüber der saudischen Zeitung Al-Sharq Al-Aussat, nicht nur Jemen, sondern auch Irak, Libanon und Syrien könnten von der Annäherung zwischen Iran und Saudi-Arabien profitieren. Mit anderen Worten: Die Stellvertreterkriege und Konflikte in diesen Ländern könnten, wenn nicht beendet, so doch abgemildert werden.

Dass für den Iran nicht der Außenminister, sondern Ali Shamkhani, der persönliche Vertreter Chameneis im nationalen Sicherheitsrat, das Verständigungspapier mit den Saudis unterzeichnet hat, zeigt, dass der mächtigste Mann im Iran eine andere Politik gegenüber Saudi-Arabien anstrebt. Ob er auch alles durchsetzen kann, was er will, ist eine andere Geschichte. Das wird die Zukunft zeigen.

Frau, Leben Freiheit“ ist für beide gefährlich

International ist seine „Republik“ isolierter denn je, innenpolitisch kann er die Parolen, die auf den Straßen gegen seine Person gerufen werden, nicht überhören. Nur vor diesem Hintergrund ist seine unglaubliche Kehrwende gegenüber dem Erzfeind zu verstehen.

UN-Frauenkommission, Iran, Frauenrevolution in Iran
Ein sieg der Frauenrevolution im Iran kann die gesamte Region beeinflussen 

Auch die in Riad herrschenden Wahhabiten haben kein Interesse an einer grundlegenden Veränderung im Nachbarland, wie sie sich unter dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ ankündigt. Nicht nur von den Saudis, sondern von keiner arabischen Regierung war in den letzten fünf Monaten irgendetwas über den iranischen Widerstand zu hören. Alle schweigen, denn der Sieg dieser Bewegung, die manche eine Revolution nennen, könnte genauso viral gehen wie einst die Islamische Revolution.

Die internationale Dimension der chinesischen Vermittlung ist kaum zu überschätzen. Es ist tatsächlich historisch zu nennen, wie eine kommunistische Macht zwei islamische Machthaber, die sich religiös und politisch seit über vierzig Jahren bekämpfen, zu einer Annäherung zwingt.

Leise, zielstrebig und erfolgreich

Lehrreich sind auch Zielstrebig- und Lautlosigkeit, mit der China seine Interessen im Nahen Osten verfolgt. Als größter Energieverbraucher der Welt ist für das Land die Sicherstellung von Energiequellen die erste Priorität. Mit anderen Worten, die Region um den Persischen Golf gehört zu Chinas nationalem Interessengebiet.

Stabilität in Nahen Osten ist die wichtigste Voraussetzung für Chinas Handelsbeziehungen mit den Golfstaaten, die inzwischen die Billionen-Grenze erreicht hat. Zahlreich sind verschiedene Infrastrukturprojekte, wie etwa der Bau von Häfen und Eisenbahnverbindungen, in die China in den letzten Jahren investiert hat. China ist bestrebt, seine globale politische und wirtschaftliche Position gegebenenfalls zu verteidigen, wie Xi Jin Ping am vergangenen Sonntag auf dem KP-Kongress unmissverständlich formulierte. Die „One Belt, One Road“-Initiative, die darauf abzielt, eine neue Seidenstraße beinahe rund um die Welt zu ziehen, läuft über den Nahen Osten.

Postamerikanische Zeit“, frohlocken Propagandisten

Einst nannten die USA die Golfregion ihr nationales Interessengebiet, für das sie auch bereit waren, Kriege zu führen. Doch je mehr sich die Herrschenden der Region von den USA vernachlässigt fühlen, umso mehr orientieren sie sich nach Peking und teilweise sogar nach Moskau. Die „postamerikanische“ Zeit habe längst begonnen, frohlockte Chameneis Hauspostille Keyhan in einem Kommentar an diesem Dienstag.♦

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