Fünfzig Aktivist*innen protestieren gegen Haft für zwei Baha’i

Über fünfzig iranische Aktivist*innen und Journalist*innen haben in einer Erklärung die erneute Festnahme von zwei Angehörigen der Baha’i-Gemeinde verurteilt. Fariba Kamalabadi und Mahvash Sabet sind zwei prominente Persönlichkeiten der Religionsgemeinschaft. Sie sitzen seit August letzten Jahres im Gefängnis und wurden zuletzt jeweils zu 10 Jahren Haftstrafe verurteilt.

Laut der Erklärung von Aktivist*innen im Iran und in der Diaspora wurden Sabet und Kamalabadi bereits im März 2007 zusammen mit fünf anderen Baha’i festgenommen. In einem unfairen Gerichtsverfahren seien sie jeweils zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nachdem ihre Strafe vom Berufungsgericht auf 10 Jahre reduziert wurde, haben sie 2017 das Gefängnis verlassen. Während dieser 10 Jahre hätten sie nur im letzten Jahr einen Hafturlaub von wenigen Tagen in Anspruch nehmen dürfen, so die Aktivist*innen.

Ihre zweite Festnahme sei nur vier Jahre nach ihrer Freilassung erfolgt. Mahvash Sabet habe die erneute lange Haftstrafe erhalten, obwohl sie 70 Jahre alt sei und an vielen Krankheiten leide, die ihr durch ihre langjährige Haft zugefügt würden, heißt es in der Erklärung. Sie habe Knochentuberkulose und das Leben im Gefängnis sei immer schwierig und schmerzhaft für sie.

Fariba Kamalabadi ist 60 Jahre alt. Sie habe das Aufwachsen ihrer Kinder, die Hochzeit und sogar die Geburt ihres Enkels nur vom Gefängnis aus erleben dürfen, nun drohe ihr erneut eine zehnjährige Haftstrafe. „Wir, eine Gruppe ziviler Aktivist*innen, verurteilen die Festnahme und Inhaftierung von Fariba Kamalabadi und Mahvash Sabet, die unbegründeten und haltlosen Anschuldigungen gegen sie und die Verhängung eines so schweren und unfairen Urteils gegen sie. Diese beiden Frauen haben lange Zeit ihres Lebens aufgrund dessen, dass sie Baha’i sind, in Gefängnissen verbracht“, ist in der Erklärung zu lesen, die unter anderem die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, die angesehene Journalistin Noushabeh Amiri und die politische Aktivistin  und Frauenrechtlerin Mansoureh Shojaie unterschrieben haben. 

Auch die in Deutschland lebende Künstlerin Parastou Forouhar gehört zu den Unterzeichner*innen der Erklärung. „Niemand sollte wegen seines Glaubens und seiner Religion belästigt oder verfolgt werden“, heißt es in dieser weiter. Die Frauenrechtsaktivistinnen Saba Kordafshari und Raha Askarzadeh, die erst vor einigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen wurden, der Filmemacher Sepehr Atefi, die Soziologin Asieh Amini und die Umweltaktivistin Azam Bahrami sind weitere Unterzeichner*innen der Erklärung.

Seit der Etablierung der Islamischen Republik werden die Baha’i aufgrund ihrer Religion, die in der Verfassung des islamischen Regimes keine Anerkennung findet, systematisch unterdrückt. Die Sicherheitskräfte des Regimes bezeichnen die Baha’i als „Agent*innen ausländischer Feinde“ und schikanieren sie ohne jegliche Grundlagen mit Folter, Gefängnis und juristischer Verfolgung. (ds/or)

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