Staudamm trotz Warnungen gefüllt
Warnungen von Expert*innen zum Trotz hat der Iran einen weiteren Staudamm in Betrieb genommen. Staatlichen Medien zufolge begann am 13. März die Wasserfüllung im größten neuen Staudammprojekt des Landes, Chamshir-Damm. Der Staudamm liegt in der Provinz Kohgiluye und Boyer Ahmad im Südwesten Irans.
Geplant wurde das Projekt bereits in den 1960er Jahren. Es sollte zur Stromerzeugung und Bewässerung in den verarmten Gebieten im südwestlichen Iran dienen. Inzwischen haben jedoch saisonale Dürreperioden das Wasser des Zohren-Flusses, der den Staudamm füllen soll, auf seinem Weg zum Persischen Golf zeitweise auf ein Rinnsal reduziert. Das gefährdet die von Überschwemmungen abhängige Flora und Fauna der Gegend und führt zu einer Wasserknappheit, die 2021 in der benachbarten Provinz Khuzestan bereits wütende Proteste ausgelöst hat.
Der riesige Staudamm und das angrenzende Wasserkraftwerk, das mit einem hochverzinsten Darlehen aus China in Höhe von 244 Millionen US-Dollar finanziert wurde, wurden am westlichen Rand der Provinzen Kohgiluye und Boyer Ahmad errichtet. Sie schneiden die flussabwärts gelegene Region Khuzestan vom natürlichen Flusslauf des ohnehin schon belasteten Zohreh ab.
Nach Angaben des Staudammbetreibers wird der Stausee 2,3 Milliarden Kubikmeter Wasser fassen und jährlich 482 Megawatt Wasserkraft erzeugen. Die Behörden betrachten ihn als Möglichkeit, den Bedarf der Landwirte nach zuverlässiger Wasserversorgung zu stillen und die landwirtschaftliche Produktion zu steigern. Jedoch hat es in den vergangenen Jahren heftige Kritik an dem Projekt gegeben: Umweltschützer*innen wiesen darauf hin, dass die Dammanlage nicht nur auf Salzablagerungen, sondern auch auf verschlossenen Ölquellen liege. Sie haben immer wieder gefordert, das Projekt sofort zu stoppen, bis weitere Studien über seine Auswirkungen durchgeführt werden können.
Außerdem liegen mehr als 140 antike Stätten aus der sassanidischen und islamischen Epoche in dem Becken, das mit der Füllung des Dammes zu einem Stausee wird, 124 davon wurden neu entdeckt. Archäolog*innen befürchten, dass wichtige Teile der Geschichte des Landes bald ertränkt und auch Nomaden aus der Region verdrängt werden könnten. Die Islamische Republik hat nach dem Ende des Kriegs gegen den Irak mit einer Offensive für Staudamm-Projekte für heftige Kritik gesorgt. Die Dürre im Land sei zum Teil auf diese Projekte zurückzuführen, sagen Expert*innen.
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