Vorboten des großen Kriegs

Für Iran Diplomacy ist der iranische Außenminister Mohammed Javad Zarif quasi ein Star, dem niemand auf der internationalen Bühne Paroli bieten kann. Und der Lobgesang auf Zarif hat in den letzten Tag einen neuen Höhepunkt erreicht. Seitdem er von den USA mit Sanktionen belegt ist, wird er wie ein Held gefeiert, dessen Argumente und Interviews die Weltmacht in Verzweiflung versetzt hätten.
In der Tat tritt der sprachgewandte Außenminister in den westlichen Medien stets lächelnd und eloquent auf. Von seinem US-amerikanischen Kollegen wird er allerdings nicht ernst genommen. Für Mike Pompeo ist Zarif nicht mehr als der Steigbügelhalter des iranischen Revolutionsführers Ali Khamenei. Um die Sanktionen gegen ihn zu verteidigen, schrieb Pompeo in einem Tweet in persischer Sprache, Zarif sei nicht mehr als ein „ماله کش“ – ein beleidigendes Wort für jemanden, der Schweinereien hinterherläuft, um sie auszubügeln.
Doch genau dieser Mann, der versucht, alles zu glätten und plätten, erhielt offenbar eine unerwartete Einladung: Zarif soll US-Präsident Donald Trump im Oval Office treffen.
Zarif bietet viel
Diese diplomatische Offerte sei von Senator Rand Paul, dem Republikaner aus Kentucky, bei einem Treffen mit Zarif am 15. Juli in New York gemacht worden, berichtet der New Yorker am 2. August.
Mit Trumps Segen habe Paul mehrere Wochen an dieser Idee gearbeitet und den iranischen Außenminister schließlich in der eleganten Residenz des iranischen Botschafters in der New Yorker Fifth Avenue, einen Block vom Metropolitan Museum entfernt, getroffen, so der New Yorker — offenbar eine Miniaturversion von Trumps Taktik, die traditionelle Diplomatie zu umgehen, mit der er sich auch direkt an die nordkoreanische Führung wandte.
Während des einstündigen Gesprächs habe Zarif dem Trump-Emissär viele Ideen angeboten, wie man aus der nuklearen Sackgasse herauskommen könne, berichtet der New Yorker weiter. Danach sagte Zarif einer Gruppe von Journalisten später, als Diplomat müsse er „immer über Alternativen nachdenken.“ Wenn Trump mehr wolle, habe er auch mehr zu bieten, soll Zarif Senator Paul gesagt haben. So könne der Iran etwa das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag unterschreiben oder ein sogenanntes Safeguards-Abkommen unterzeichnen, das unbegrenzte und unangemeldete Inspektionen der internationalen Experten im Iran ermöglichen würde.

Nicht Irans Regierungschef Rouhani (rechts) oder Außenminister Zarif (links) entscheiden über außenpolitische Fragen des Iran, sonder das Staatsoberhaupt Ali Khamenei (Mitte)!
Nicht Irans Regierungschef Rouhani (rechts) oder Außenminister Zarif (links) entscheiden über außenpolitische Fragen des Iran, sonder das Staatsoberhaupt Ali Khamenei (Mitte)!

 
„Sagen Sie das doch dem Präsidenten persönlich“
Er könne das alles doch Trump persönlich vorschlagen: Der Präsident habe ihn, Paul, ermächtigt, eine Einladung an Zarif zu einem Treffen im Oval Office auszusprechen und zwar bereits für diese Woche, schreibt der New Yorker. Und das bestätigte am 28. Juli ein hochrangiger Beamter im Weißen Haus: Präsident Trump sei immer offen und bereit, mit Vertretern der Teheraner Führung zu sprechen.
Ob er Trump im Weißen Haus treffen könne oder nicht, das sei nicht seine Entscheidung, er müsse nach Teheran telefonieren, soll Zarif gesagt haben – und die Antwort aus Teheran habe gelautet laute: jetzt noch nicht, so der New Yorker. So viel zum Helden der iranischen Außenpolitik, wie ihn Iran Diplomacy feiert.
 Das Ende der Diplomatie
„Wenn Sie Diplomaten sanktionieren, werden Sie weniger Diplomatie haben“, betitelte die Nachrichtenagentur AP einen Beitrag über die Sanktionen gegen Zarif. Doch es gibt nicht nur weniger Diplomatie: Es gibt überhaupt keine Diplomatie mehr. Die geheimen Gesprächskanäle scheinen versiegt, alle bereiten sich auf den Ernstfall vor. Die Israelis, die schon tätig geworden sind, die Amerikaner, die ihre Allianz im Persischen Golf schmieden, die Europäer, die ihren eigenen Weg gehen wollen – den sie allerdings noch nicht gefunden haben –, und, aus iranischer Sicht viel gefährlicher: die Iraker, die in einem möglichen Krieg nicht mehr neutral sein wollen.♦
© Iran Journal

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