Über 120 Iraner*innen verlieren bei Protesten das Augenlicht

Das Human Rights Center der University of California in Berkeley hat in einer Untersuchung erstmals bestätigt, dass fast 120 Personen während der Proteste im Iran nach dem Tod von Jina Mahsa Amini ihr Augenlicht verloren haben. Viele der Menschen, die dabei teilweise oder vollständig erblindeten, waren demnach Student*innen oder Schüler*innen und zu der Zeit mehrheitlich unter 30 Jahre alt.

Edward Lempinen von der Universität Berkeley berichtet, dass die meisten Opfer durch Schrotflinten, Paintball-Waffen und Tränengas verletzt wurden. Die Untersuchung des Centers habe jedoch nicht ergeben, dass die iranischen Sicherheitskräfte systematisch darauf abgezielt hätten, Demonstrant*innen zu blenden. Laut einer Präsentation, die am Dienstag, den 19. März, bei einer Veranstaltung des UN-Menschenrechtsrats in Genf vorgestellt wurde, berichteten Opfer, dass sie aus nächster Nähe ins Gesicht getroffen worden seien. Der abschließende Bericht des Berkeley-Teams ist noch in Arbeit.

Alexa Koenig, eine der Leiterinnen des Human Rights Centers in Berkeley, erklärte, dass die von Berkeley und seinen Partnern bereitgestellten Daten als Beweismittel für die rechtliche Verfolgung der Verantwortlichen und der Zurrechenschaftsziehung der Führer der Islamischen Republik und ihrer Agent*innen bei internationalen juristischen Institutionen dienen könnten.

Nach dem Tod von Jina Mahsa Amini wurden laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen über 500 Menschen getötet und mehr als 20.000 festgenommen oder inhaftiert, wobei einige auch körperlich verletzt wurden oder ihr Augenlicht verloren. Die iranischen Behörden bezeichneten diese Zahlen als ungenau und übertrieben.

Laut dem Bericht des Human Rights Center Berkeley war einer der Augenverletzten, Hossein Nourineko, ein Absolvent der Computerwissenschaften, der zum Zeitpunkt der Proteste als Verwaltungsangestellter in einem Krankenhaus arbeitete. In einem Video-Interview mit Berkeley News erzählt er, dass er sich wenige Tage nach dem Tod von Jina Mahsa Amini den Protesten angeschlossen habe, motiviert durch die Überzeugung, dass Frauen das Recht haben sollten, zu tragen, was sie wollen. Er wurde von einer Salve von Plastikgeschossen getroffen, die von der gegenüberliegenden Straßenseite aus abgefeuert wurde, wodurch die Netzhaut seines linken Auges zersplitterte. Nachdem er zu Boden gefallen sei, sei ihm von einer Frau in eine ruhige Gasse geholfen worden, wo sie sich beide unter einem Auto versteckt hätten, bis die Lage ruhiger wurde. Trotz starker Schmerzen sei er erst nach einiger Zeit in ein Krankenhaus gebracht worden, wo das medizinische Personal fünf Geschosse aus seinem Auge entfernt habe. Trotz der schweren Verletzung sei er bald nach Hause geschickt worden.

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