Studenten protestieren gegen Kommerzialisierung und Geschlechtertrennung
Am Sonntag, dem 27. Oktober, protestierten Studierende der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Teheran gegen die Kommerzialisierung studentischer Räume, die Geschlechtertrennung und Promi-Events zur politischen Entwertung der Universität. Der Studierendenrat berichtete auf seinem Telegram-Kanal, dass sich die Protestierenden vor dem Sportplatz der Sozialwissenschaftlichen Fakultät versammelt hätten. Sie skandierten dabei auch Parolen, die die Rechte der Arbeiter*innen und die Forderungen der „Frau-Leben-Freiheit“-Bewegung unterstützen.
Die Studierenden riefen unter anderem Parolen wie „Frau-Leben-Freiheit“, „Wer wegschaut, ist der Verbündete der Unterdrückung“ und „Promi-Politik schwächt die Organisierung studentischer Gruppen“. Einige trugen Schilder zur Unterstützung der Arbeiterrechte, darunter: „Die Bergarbeiter in Tabas brauchen keine Promis, sondern unabhängige Arbeiterorganisationen“. Andere hielten Plakate mit Botschaften wie „Nein zur Entfernung von Frauen aus öffentlichen Räumen“ und „Die Universität wird zum Sicherheits- und Überwachungsraum, der die Kritik erstickt“.
تجمع دانشجویان با شعار «هر کی چشاشو بسته، با این سرکوب همدسته» و #زن_زندگی_آزادی
دانشجویان دانشکده علوم اجتماعی دانشگاه تهران روز یکشنبه ۶ آبان در تجمعی به «تجاریسازی فضاهای دانشجویی»، «تفکیک جنسیتی» و «برگزاری نمایش سلبریتیمحور با هدف سیاستزدایی از دانشگاه» اعتراض کردند pic.twitter.com/nWUqRBYxvI
— Shahram Rafizadeh (@ShahramRafizade) October 28, 2024
Die Demonstrierenden beendeten die Kundgebung, indem sie gemeinsam das Statement der Studierenden verlasen. Darin kritisierten sie unter anderem die Durchführung eines Fußballspiels mit prominenten Personen aus der Popkultur auf dem Sportplatz der Fakultät als „heuchlerisches und promi-orientiertes Spektakel“, das darauf abziele, das Bild der Fakultät als Ort des Protests und der sozialen Herausforderungen in eine „künstlich unpolitische und sterile Umgebung“ umzuwandeln und soziale Probleme an der Universität unsichtbar zu machen. Auch das Problem der zunehmenden Zahl von Suiziden unter Studierenden wird in dem Statement angesprochen: Dies sei ein soziales Problem sei, das durch fehlende soziale Solidarität, Unterdrückung und Vernachlässigung der psychischen Belastungen verschärft werde, heißt es darin.
Seit den „Frau-Leben-Freiheit“-Protesten vor zwei Jahren und der wachsenden Zahl studentischer Proteste im ganzen Land haben sich Berichten zufolge die Sicherheitsmaßnahmen und Disziplinarmaßnahmen gegen Studierende an iranischen Universitäten verschärft. Über 12.000 Studierende wurden im Zusammenhang mit diesen Protesten festgenommen, suspendiert, exmatrikuliert oder aus den Studentenwohnheimen verwiesen. Die Verfasser*innen des Statements fragen auch, „wer für die Misshandlung von protestierenden Studierenden verantwortlich ist“.
Foto: Social Media
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