Dataak-Jahresbericht: Sperrung sozialer Netzwerke im Iran gescheitert

Laut dem aktuellen Jahresbericht von Dataak, einer unabhängigen Beobachtungsgruppe für das Internet im Iran, sind die andauernden Bemühungen des iranischen Staates, digitale soziale Netzwerke im Iran zu sperren und die Bürger*innen von der Nutzung des Cyberspace abzuhalten, praktisch gescheitert. Der am Montag, den 29. Mai veröffentlichte Bericht, der Daten über die Nutzung sozialer Netzwerke wie Twitter, Instagram und Telegram durch Iraner*innen im letzten iranischen Kalenderjahr (zwischen März 2022 und März 2023) untersucht, kommt zu dem Schluss, dass trotz der Bemühungen der Regierung um eine Blockierung der sozialen Netzwerke im Jahr des Höhepunkts der Proteste immer noch mehrere Millionen Iraner*innen diese Plattformen nutzen und dort aktiv sind.

Demnach waren im vergangenen Jahr 54 Prozent der Iraner*innen Mitglieder sozialer Netzwerke; 58 bis 61 Millionen Iraner*innen nutzten Telegram, 42 bis 46 Millionen waren auf Instagram und etwa vier Millionen Iraner*innen auf Twitter aktiv. Offenbar sind in dieser Statistik auch Iraner*innen im Ausland enthalten.

Nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im Gewahrsam der sogenannten Sittenpolizei, der die landesweiten Proteste gegen die Islamische Republik auslöste, intensivierten sich die Maßnahmen von Regierungsinstitutionen zur Sperrung sozialer Netzwerke. Dies sollte verhindern, dass Bilder und Videos von Protesten nach außen dringen. Während der Bewegung „Frauen-Leben-Freiheit“ sperrte die Islamische Republik Instagram, das beliebteste soziale Netzwerk des Landes, und ignorierte die Proteste vieler Menschen, die diese Plattform als Marktplatz und damit als wichtige Einnahmequelle verwenden.

Nach Recherchen der Dataak-Gruppe ging die Zahl der Veröffentlichungen auf Instagram nach Beginn der Proteste jedoch nur drei Monate lang zurück und nahm dann im Laufe der Zeit sogar wieder zu.

Aus dem Bericht geht auch hervor, dass iranische Nutzer*innen im letzten Jahr mehr als 25.000 Mal pro Sekunde Instagram-Posts abgerufen, 233 Tweets pro Sekunde veröffentlicht und Telegram am häufigsten genutzt haben. Den Erhebungen von Dataak zufolge war der Hashtag „Iran” im vergangenen iranischen Jahr der am häufigsten wiederholte Hashtag auf Instagram. Auch die Hashtags „Belutschistan“, „Zahedan“ und „Mahsa Amini“ gehörten zu den häufigsten Hashtags auf dieser Plattform.

In der Studie wird nicht erwähnt, in welchem Umfang Iraner*innen die innerhalb des Landes entwickelten sozialen Netzwerke nutzen. Aber insgesamt scheint deren Akzeptanz sehr gering zu sein.

Viele Regierungsbeamte und Institutionen sind Stammnutzer*innen der großen amerikanischen Plattformen. Ämter und Institutionen, die mit Ali Khamenei, dem Obersten Führer der Islamischen Republik, verbunden sind, sind auf US-Plattformen am aktivsten. Der Minister für Kommunikation und Technologie der Regierung von Ibrahim Raisi hatte vor zwei Wochen, ohne Statistiken vorzulegen, behauptet, dass „die einheimischen Kurznachrichtendienste von Tag zu Tag besser werden“. Zur Rechtfertigung der umfassenden Interneteinschränkungen, die die Regierung einzuführen versucht, behauptete er, dass der Bedarf des Landes an Kommunikation mit der Außenwelt „höchstens 10 Prozent“ betrage.

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