Katastrophaler Zustand des Teheraner Frauengefängnisses

Das Frauengefängnis Qarchak im Südosten Teherans befindet sich in einem katastrophalen baulichen Zustand. Das schrieb der Aktivist und Ehemann der dort inhaftierten Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotoudeh, Reza Khandan, am Dienstag nach dem Besuch seiner Frau in dem Gefängnis in einem Bericht auf Facebook.

Demnach sei die Decke der Halle, in der Sotoudeh festgehalten wird, an mindestens zehn Stellen undicht. Der Regen des Vorabends habe die Teppiche durchnässt, schrieb Khandan. Mit steigenden Temperaturen sei der Gestank des Abflusses unerträglich, so der ehemalige politische Gefangene. Beschwerden der Insassinnen blieben unbeantwortet.

Die Sanitäranlagen des Gefängnisses bezeichnete Khandan als „eine traurige Geschichte, die sich nicht in Worte fassen“ lasse. Zudem werde während des Fastenmonats Ramadan kein Mittagessen verteilt. Essen gäbe es nur vor dem Sonnenaufgang, jedoch keine Möglichkeit, es aufzuwärmen.

Seit sieben Monaten hätten die beiden gemeinsamen Kinder ihre Mutter nicht besuchen können, so Khandan weiter. Der hygienische Zustand der Haftanstalt sei ein Grund dafür.

Dies ist nicht der erste Bericht über die schlechten Zustände des Gefängnisses Qarchak. Ehemalige Insassinnen hatten Ähnliches berichtet. Das Gefängnis sei ursprünglich eine Tierhaltungsanlage gewesen, zitiert Khandan in seinem Schreiben Ex-Gefangene. Die Besitzerinnen – zwei Schwestern – seien vor Gericht gezogen, um das Grundstück und die darauf befindliche Halle zurückzuerhalten.

Die international bekannte Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotoudeh wurde zu 38 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt. Sie setzt sich unter anderem gegen Hinrichtungen von Minderjährigen und für Frauenrechte ein. Im vergangenen Jahr wurde sie vom Evin-Gefängnis in Teheran ins Qarchak-Gefängnis außerhalb der Stadt verlegt. Die Verlegung wird von Menschenrechtler*innen als zusätzliche Strafe für Betroffene bewertet.

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