Prostitution für ein Sandwich

Zwei Tage habe sie gehungert, dann in der nächtlichen Dunkelheit mit drei Männern in einem noch nicht benutzten Grab geschlafen, um sich ein Falafel-Sandwich kaufen zu können, erzählte eine obdachlose Frau im Iran am Mittwoch auf dem iranischen Nachrichtenportal Rokna. Damit berichtete erstmals eine offiziell zugelassene Quelle im Iran über die Prostitution rund um das Mausoleum des Gründers der Islamischen Republik, Ruhollah Chomeini, südlich von Teheran.

Vor drei Jahren hatten bereits Berichte über „Grabschläfer“ auf einem Friedhof südwestlich von Teheran viel Aufsehen erregt.

„Hier ist das Ende der Linie, das Ende der Welt“, beschreibt Soraya auf Rokna, und erzählt von einem 32-jährigen Mann, den man erfroren aufgefunden habe. Auf den öffentlichen Toiletten fänden die Obdachlosen Schutz vor dem kalten Wind. Auch innerhalb des Mausoleums könne man sich kurz aufwärmen. Länger als drei Stunden dürften die Obdachlosen jedoch nicht im Gebäude bleiben. Taschen und Rücksäcke könne man höchstens drei Stunden bei den Aufpassern lassen.

Soraya Schareghi, Generalsekretärin für Frauen und Familie der Provinz Teheran, sieht das Problem bei den Obdachlosen selbst. Es gebe genug Kapazitäten in den Obdachlosenunterkünfte, zitierte das Nachrichtenportal Fararu sie am Mittwoch. Es seien Drogenabhängige, die die Unterkünfte vermeiden und lieber auf der Straße bleiben würden, weil sie Drogen konsumieren wollten.

Der Bericht des Nachrichtenportals Rokna ruft die Bilder der sogenannten „Grabschläfer“ in  Erinnerung. Vor drei Jahren hatte die iranische Tageszeitung Shahrvand über eine bis dato unbekannte Form von Obdachlosigkeit berichtet. Das Blatt veröffentlichte Bilder von unbenutzten Gräbern auf einem Friedhof in der Stadt Shahriyar südwestlich von Teheran, die Obdachlose als Schlafplatz benutzten. Der Bericht sorgte für viel Aufsehen in der Öffentlichkeit. Kurz darauf räumten Polizei und staatliche Beamte den Ort.

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