Mehrere Angehörige von ermordeten Protestierenden verhaftet

Im Vorfeld des Todestages von Jina Mahsa Amini sind mehrere Familienmitglieder von 2022 ermordeten oder hingerichteten Protestierenden festgenommen worden, die zur Erinnerung an die Proteste des letzten Jahres aufgerufen hatten. Zu den Inhaftierten gehört Mashallah Karami, der Vater von Mohammad Mehdi Karami, der am 7. Januar im Alter von 21 hingerichtet worden war. Karami war auf einer Demonstration Anfang November letzten Jahres festgenommen worden. Menschenrechtsorganisationen zufolge wurde er in Untersuchungshaft gefoltert, bevor das Teheraner Revolutionsgericht ihn wegen „Kriegs gegen Gott“ zum Tode verurteilte.

Am 22. August wurde die Ehefrau von Fereydoun Mahmoudi, der am 19. September 2022 auf einer Demonstration erschossen worden war, festgenommen. Am selben Tag haben die Sicherheitskräfte auch die Schwester von Shirin Alizadeh verhaftet. Alizadeh war am 22. September 2022 von Einsatzkräften auf einer Protestversammlung erschossen worden. Am 18. August wurde die Schwester von Mehran Tavana, einem anderen im November erschossenen Demonstranten, mitsamt ihrem Ehemann festgenommen. Zudem haben Sicherheitskräfte die Mutter eines 20-jährigen erschossenen Protestlers am frühen 23. August von zuhause abgeholt. Die Verhaftungen finden im gesamten Land statt. 

In Reaktion auf diese Unterdrückungsmaßnahmen haben am Abend des 23. August Angehörige der Opfer der Proteste in einem gemeinsamen Post auf X (Twitter) erklärt, sich nicht einschüchtern zu lassen. Sie schworen „beim Blut ihrer Kamerad*innen, dass sie bis zum Ende durchhalten“ würden. Gleichzeitig teilte der prominente politische Aktivist Majid Tavakkoli, der im vergangenen Oktober ebenfalls inhaftiert worden war, mit, dass sein Urteil vom Berufungsgericht bestätigt wurde. Er wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Zusätzlich hat das Gericht ihm verboten, in einem Zeitraum von zwei Jahren nach seiner Freilassung in den sozialen Medien aktiv zu sein und in dieser Zeit in der Hauptstadt Teheran zu leben. Tavakkoli war zwischen 2009 und 2013 im Gefängnis.

Mitte September jährt sich der Ausbruch der größten Protestwelle seit der Islamischen Revolution im Iran im Jahr 1979. Viele politische Akteur*innen rufen die Bevölkerung aus diesem Anlass zu weiteren Protesten auf. Diese Aufrufe haben Besorgnis in den Sicherheitskreisen ausgelöst. Vergangene Woche wurden bereits mehrere feministische Aktivist*innen in unterschiedlichen Städten und Regionen des Landes festgenommen.

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