Sorgerechtsentzug nach Konversion: Appell an den Justizchef

 Mit einem offenen Brief haben 121 Rechtsanwälte und Aktivist*innen am Mittwoch den iranischen Justizchef Ebrahim Raisi gebeten, ein Gerichtsurteil über das Schicksal eines Adoptivkindes fallen zu lassen.

Die 22 Monate alte Lidia wurde im Alter von 10 Wochen von einem Paar adoptiert, das später zum Christentum konvertierte. Das Revisionsgericht entschied am 23. September, ein Kind muslimischer Eltern dürfe nicht bei nicht-muslimischen Adoptiveltern aufwachsen.

Dem Paar das Sorgerecht zu entziehen, sei gegen das iranische Grundgesetz, heißt es in dem Protestschreiben der Anwält*innen und Aktivist*innen. Im Adoptionsrecht stehe nichts über die Religion der Antragsteller*innen. Angesichts der starken emotionalen Bindung eines Kindes an seine Eltern müsse das Urteil fallen gelassen werden, appellieren die Unterzeichner*innen.

Zwei Rechtsgelehrte sollen auf Nachfrage des Anwalts der Adoptiveltern bestätigt haben, dass die Familienkonstellation aus Sicht der Scharia kein Problem darstelle, schrieb das Nachrichtenportal der iranischen Christen, Mohabatnews, Ende September.

Die Adoptivmutter Maryam Fallahi und ihr Ehemann Sam Khosravi waren im Frühsommer vergangenen Jahres festgenommen worden. Fallahi wurde zu acht Millionen Toman (aktuell ca. 215 Euro) Geldstrafe verurteilt. Sie darf darüber hinaus nicht mehr für den Staat arbeiten. Khosravi wurde zu einem Jahr Haftstrafe und zwei Jahre Aufenthaltsverbot in der Stadt Buschehr im Süden des Iran verurteilt.

Das Christentum wird im iranischen Grundgesetz neben dem Judentum und dem Zoroastrismus offiziell als Religion anerkannt. Trotzdem wird Konversion vom Islam zum Juden- oder Christentum vom Staat nicht geduldet. 

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