Iran kompensiert Lehrermangel mit pensionierten Lehrkräften und Honorarkräften
Das iranische Bildungssystem steht im neuen Schuljahr, das am 22. September anfängt, vor einem erheblichen Mangel an Lehrkräften. Laut einem Mitglied des Bildungsausschusses des Islamischen Parlaments Majlis fehlen landesweit rund 176.000 Lehrerinnen und Lehrer. Das Bildungsministerium plant, diesen Mangel teilweise durch den Einsatz von pensionierten Lehrkräften und Honorarkräften auszugleichen.
Um frühzeitige Pensionierungen zu verhindern, hat das Ministerium zudem kürzlich eine Anordnung erlassen, laut der ein Ruhestand nur möglich ist, wenn Lehrkräfte mit einem Bachelor-Abschluss 30 Dienstjahre hinter sich haben und mindestens 60 Jahre alt sind. Für Master-Absolvent*innen gelten 35 Dienstjahre und 65 Jahre alt.
Dieser Mangel an Lehrkräften kommt, nachdem das Bildungsministerium im vergangenen Jahr zwischen 3.000 und 6.000 Bewerber*innen aufgrund ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen abgelehnt hatte. Gleichzeitig wurden damals 3.500 Geistliche in das Bildungssystem aufgenommen. Die Lehrergewerkschaften sehen diese Entwicklung als „rückwärtsgewandte“ Politik und warnen vor einer Rückkehr zu veralteten Bildungssystemen. Die iranische Lehrervereinigung hat das Ministerium vor der zunehmenden Verdrängung von Lehrkräften durch Geistliche gewarnt und den Einsatz von „politischen und religiösen Kriterien“ bei der Besetzung von Lehrkräften kritisiert.
Der Lehrermangel wird auch dadurch verschärft, dass viele der neu eingestellten Honorarkräfte und Vertragslehrer nur sehr geringe Gehälter erhalten, die kaum die Hälfte des von der iranischen Statistikbehörde festgelegten Mindestlebensstandards für eine Familie decken. Lehrkräfte und Bildungspersonal haben in den vergangenen Jahren deshalb mehrfach protestiert, wobei ihre Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und höheren Gehältern jedoch wiederholt ignoriert wurden.
Bildungsminister Rezamorad Sahraei hatte bereits im vergangenen Jahr von der Entlassung von 20.000 Schulleiter*innen berichtet. Diese Maßnahme wurde als Teil der „Säuberung“ des Bildungssystems von politischen und religiösen Gegnern der Regierung angesehen.
Foto: ISNA
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