Heftige Kritik an Grundlohnerhöhungen

Die angekündigte Erhöhung des Mindestlohns für Arbeiter*innen im Iran stößt auf heftige Kritik. Sie decke den Bedarf von Familien bei weitem nicht, heißt es von Arbeiteraktivist*innen.

Am Samstagabend hatte der sogenannte Oberste Arbeitsrat des Iran den Grundlohn für Arbeiter*innen für das im März beginnende neue iranische Jahr festgelegt. Dieser soll umgerechnet gut 93 Euro im Monat betragen, 26 Euro mehr als der derzeit geltende Grundlohn. Das Monatsgehalt einer dreiköpfigen Arbeiterfamilie würde damit künftig inklusive Kinder- und Wohngeld sowie Lebensmittelzuschüssen bei rund 148 Euro liegen.

Laut dem Vorsitzenden des Lohnausschusses der Arbeiterorganisation Islamischer Arbeitsrat, Faramarz Tofighi, betragen die durchschnittlichen Kosten für den monatlichen Lebensunterhalt einer Arbeiterfamilie im Iran rund 307 Euro.

Offiziellen Angaben zufolge sind im Iran mehr als 23 Millionen Arbeiter*innen in verschiedenen Bereichen tätig. Der monatliche Mindestlohn wird nach iranischem Arbeitsrecht jährlich im Obersten Arbeitsrat verhandelt. Dieser besteht aus Vertretern der Arbeiter*innen, der Arbeitgeber*innen und der Regierung, wobei letztere meist ähnliche Interessen verfolgen.

Der Mindestlohn soll laut Gesetz entsprechend der offiziellen Inflationsrate erhöht werden und die Kosten einer durchschnittlichen Familie decken können. Offiziell lagen die Lebenshaltungskosten im Iran im Februar 2021 um 48,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Die Tarifverhandlungen für die Grundvergütung der Arbeiter*innen hatten bereits im vergangenen Jahr für viel Kritik gesorgt. Die Vertreter*innen der Arbeiter*innen im Obersten Arbeitsrat unterzeichneten damals das Abschlussprotokoll aus Protest gegen die geringe Erhöhung erstmals nicht.

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