Corona im Iran: Mediziner*innen raten von russischem Impfstoff ab

98 Mitglieder des Medizinischen Rates des Iran haben in einem offenen Brief an den Staatspräsidenten Hassan Rouhani ihren Widerspruch gegen den Einsatz des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V zum Ausdruck gebracht. Als medizinische Vetrtreter*innen aus verschiedenen Städten „raten wir zu den besten Impfstoffen aus multinationalen Konzernen“, heißt es in dem am Sonntag veröffentlichten Brief.

Es gebe keinerlei transparente Angaben zur Forschung und Herstellung von Sputnik V. Der Impfstoff sei von keiner internationalen Kontrollinstanz zugelassen worden und sogar im Herkunftsland umstritten, steht in dem Brief.

Damit nimmt der öffentliche Widerstand gegen den russischen Impfstoff weiter zu. Minou Moraz, bekannteste Virologin des Iran und Mitglied des Stabs zur Bekämpfung von Corona, und der Vorsitzende der parlamentarischen Gesundheitskommission Hosseinali Shahriari hatten in den vergangenen Tagen bereits erklärt, sie würden sich nicht mit Sputnik V impfen lassen.

Das iranische Gesundheitsministerium dagegen verteidigt den russischen Impfstoff. Das geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik, Ali Khamenei, hat den Einsatz von Impfstoffen aus den USA und Großbritannien ohne wissenschaftlich fundierte Begründung unterbunden. Unter das Verbot fallen unter anderem die Impfstoffe von Biontech, AstraZeneca oder Moderna. Kritiker werfen Khamenei vor, in einer medizinischen Angelegenheit politisch vorzugehen.

Die erste Lieferung von Sputnik V an den Iran wird nach offiziellen Angaben noch diese Woche eintreffen. Der Iran will bis Mitte Februar mit der Corona-Impfung beginnen.

Der Iran arbeitet laut eigenen Angaben auch an eigenen Impfstoffen, die allerdings erst im Frühjahr zum Einsatz kommen könnten. Experten warne, das Land stehe vor der vierten Infizierungswelle. Laut offiziellen Angaben vom Sonntag haben sich innerhalb der letzten 24 Stunden mehr als 6.300 Menschen im Iran mit SARS-Cov2 infiziert, 82 Erkrankte sind an Covid-19 gestorben. Damit beträgt die Opferzahl offiziell knapp 58.000. Die tatsächlichen Zahlen seien wesentlich höher, vermuten Beobachter.

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