Inhaftierter Derwisch gestorben

Behnam Mahjoubi, ein Sufi des Gonabadi-Ordens, ist am Sonntag im Teheraner Loghman-Krankenhaus gestorben. Der 33-jährige befand sich seit mehreren Tagen im Koma und zeigte nach Angaben seiner Angehörigen seitdem kaum noch Lebenszeichen. Berichten zufolge war Mahjoubi am 13. Februar wegen einer Arzneimittelvergiftung aus dem Evin-Gefängnis auf die Intensivstation des Krankenhauses verlegt worden. Während seiner Haft soll er in den vergangenen Monaten wiederholt Nervenzusammenbrüche erlitten haben.

Die Sicherheitskräfte hätten Mahjoubis Leichnam am Sonntag in seine Heimatstadt Kerman im Südiran geflogen, berichtete die Menschenrechtsorganisation Defenders of Human Rights Center. Der Leichnam werde vor Ort und unter der Bedingung einer nächtlichen Beisetzung an seine Familie übergeben.

Die Umstände, die zu Mahjoubis Tod geführt haben, sind unklar. In den sozialen Netzwerken wird dem islamischen Regime „vorsätzliche Tötung“ des Sufis vorgeworfen. Er sei auf die Intensivstation gekommen, um Spuren von Misshandlungen und Folter geheim zu halten.

Mahjoubi wurde auch auf der Intensivstation streng überwacht. Seine Mutter durfte ihn erst nach tagelanger medialer Aufmerksamkeit besuchen.

Die Mutter und die Ehefrau von Mahjoubi hatten immer wieder auf seinen schlechten gesundheitlichen Zustand hingewiesen. Die Gefängnisärzte würden ihm täglich 14 Beruhigungspillen geben, hatte seine Ehefrau im Oktober berichtet.

Mahjoubi war einer der Sufis des Gonabadi-Ordens, die im Zuge einer Demonstration im Februar 2018 in Teheran festgenommen wurden. Er wurde wegen „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ zu zwei Jahren Haft und zwei Jahren Verbot der Mitgliedschaft in politischen Parteien und gesellschaftlichen Organisationen verurteilt. Am 20. Juni 2020 trat er seine Haft an.

Menschenrechtsorganisationen zufolge befand er sich in einer psychologischen Therapie. Die Gerichtsmedizin hatte seine Haft deshalb als unzumutbar bezeichnet. Während der Haft gab es Berichte über seine Verlegung in eine Klinik für schwerwiegende psychiatrische Störungen. Mit Hungerstreiks hatte Mahjoubi im Gefängnis auf seine Haftbedingungen aufmerksam gemacht.

Die Gonabadi-Derwische betrachten sich als schiitische Muslime, folgen aber nicht dem religiösen Führer der Islamischen Republik, sondern ihren eigenen Ordensleitern. Zahlreiche ihrer AnhängerInnen sitzen in Haft.

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