Hohe Strafen für Derwische

Das iranische Revolutionsgericht hat gegen 23 Derwische des Gonabadi-Ordens insgesamt 190 Jahre und drei Monate Haft verhängt. Zudem wurde jeder von ihnen zu 74 Peitschenhieben und zwei Jahren Verbannung verurteilt. Außerdem ist allen Angeklagten zwei Jahre lang jegliche zivilgesellschaftliche Aktivität und die Ausreise aus dem Iran verboten.

Die längste Strafe bekam Mostafa Abdi mit 26 Jahren und drei Monaten Haft. Die Angeklagten hatten sich aus Protest über „miserable Haftbedingungen“ und „unfaire Prozesse“ geweigert, gegen das Urteil Widerspruch einzulegen. Damit sei es als rechtskräftig erklärt worden, berichtete das Nachrichtenportal der Derwische Majzooban Noor am Mittwoch.

Den Angehörigen der Sufi-Gemeinde werden „Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit“ vorgeworfen. Was dieser Vorwurf genau bedeutet, wurde nie erklärt, aber in den letzten 39 Jahren wurden politische AktivistInnen und KritikerInnen des Regimes damit konfrontiert. Mehrere Menschenrechtsorganisationen äußerten Zweifel daran, dass die Derwische ein faires und rechtsstaatliches Verfahren bekommen hätten.

Am 19. Februar 2018 hatten sich Dutzende AnhängerInnen der Gonabadi-Derwische vor der Polizeidirektion des Teheraner Bezirks Pasdaran versammelt und die Freilassung des 70-jährigen kranken Nematullah Riyahi gefordert. Die friedliche Versammlung eskalierte, als die Polizei versuchte, die DemonstrantInnen mit Schlagstöcken und Tränengas zu vertreiben. Mehr als 170 Gonabadi-Derwische mussten schwer verletzt in Krankenhäuser eingeliefert werden, über 320 Protestierende wurden festgenommen, darunter auch die 23, gegen die jetzt das Urteil verhängt wurde.

Die Gonabadi-Derwische betrachten sich als schiitische Muslime, folgen aber nicht dem religiösen Führer der Islamischen Republik, sondern ihren eigenen Ordensleitern. Zahlreiche ihrer AnhängerInnen sitzen in Haft.

(fh)