Aufklärung durch eine zur Tradition gewordene Gedenkveranstaltung
Viele Jahre lang hat die in Deutschland lebende Künstlerin und Buchautorin Parastou Forouhar versucht, die Morde an ihren Eltern Parvaneh und Dariush Forouhar juristisch aufzuklären. Weder im Iran noch international hatte sie damit Erfolg. Doch aus diesem Misserfolg erwuchs eine Art Widerstand, der bis heute die Erinnerung an das vom iranischen Geheimdienstministerium ermordete Politikerehepaar wachhält. Die renommierte Künstlerin und Kunstprofessorin machte aus den jährlichen Gedenkveranstaltungen für ihre Eltern ein Politikum, das dem islamischen Regime ein Dorn im Auge ist. Dafür fährt sie jedes Jahr für ein paar Tage nach Teheran und jedes Mal muss sie sich gegen die Schikanen des Geheimdienstes durchsetzen. Dem Iran Journal erzählte Parastou Forouhar, wie es ihr dieses Mal ging und wie die Veranstaltung verlief.
Iran Journal: Du fährst seit 25 Jahren im November in den Iran, um die Gedenkveranstaltung für Deine Eltern zu organisieren. Sie sind von Agenten des Geheimdienstministeriums getötet worden. Kannst Du ohne Probleme seitens des Staates die Gedenkveranstaltung vorbereiten?
Parastou Forouhar: Nein. Das ist jedes Mal mit Hindernissen und Schikanen verbunden. Diesmal wurde ich direkt bei der Ankunft am Flughafen Teheran drangsaliert. Als ich die Passkontrolle passiert hatte, wurde ich aufgerufen und in einen Raum gebracht, den ich inzwischen gut kenne. Mein Koffer, meine Taschen, meine Kleidungsstücke und andere Sachen wurden etwa zwei Stunden lang durchsucht. Das war ein Übergriff, der sehr belastend war. Dann haben sie meinen Pass und meine elektronischen Geräte, auch mein Handy, beschlagnahmt. Schließlich wurde mir eine Vorladung zu einem Verhör ausgehändigt.
Haben sie einen Grund dafür genannt?
Nein. Es ist eine Maßnahme, die signalisieren soll, dass man ihnen ausgeliefert ist, dass sie die Macht über die Menschen haben. Das erfahre ich seit 25 Jahren auf unterschiedliche Art. Sie wollen mich einschüchtern. Aber mir ist es wichtig, diese Tradition der Erinnerungsveranstaltung nicht aufzugeben. Dafür nehme ich auch solche Maßnahmen oder Risiken in Kauf – um darauf zu bestehen, dass die Aufklärung der Morde an Andersdenkenden, unter anderem an meinen Eltern, nicht vergessen wird.
Bist Du der Vorladung gefolgt, die du am Flughafen bekommen hast?
Ja. Das war eigentlich eine Routine wie jedes Jahr. Sie versuchen, mir klarzumachen, dass sie nicht damit einverstanden sind, und lassen die Gedenkveranstaltung trotzdem unter bestimmten Auflagen zu. Sie war ja viele Jahre verboten und ich habe sie dennoch durchgeführt. Seit ein paar Jahren verbieten sie sie nicht mehr, aber sie darf auch nicht frei gestaltet werden.
Warum nicht?
Ich kenne ihre Argumente auswendig. Ein Vorwand ist, dass bestimmte politische Gruppierungen diesen Anlass für ihre Propaganda ausnützten. Sie haben selbst bei einer solchen Veranstaltung Angst vor politischen Demonstrationen. Sie wollen bei jedem Anlass ihre Macht demonstrieren. Das zeigt aber nicht ihre Stärke, sondern ihre Schwäche.
Was passierte mit den konfiszierten Gegenständen?
Am Verhörtag gaben sie sie mir zurück. Was sie damit gemacht haben, kann ich nicht sagen.
Wie wird die Einladung zur Gedenkfeier bekanntgegeben?
Ich hatte die Ankündigung ein paar Tage vor dem Verhör in den sozialen Netzwerken gepostet.
Was stand drin?
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