Soziale Folgen der Corona-Pandemie im Iran
Wer über die Coronapandemie im Iran und damit zusammenhängende Ereignisse berichtet und dabei von den offiziellen Angaben abweichende Zahlen oder Ereignisse erwähnt, sogar wer über sich selbst und seine eigene Familie berichtet, wird von den Sicherheitsbehörden vorgeladen, verwarnt oder gar verhaftet.
Der Journalist Shahram Safari, der über Corona im Iran berichtet hatte, wurde laut HRANA-News wegen „Lügenverbreitung und öffentlicher Besorgniserregung“ vorgeladen und nur gegen eine Kaution vorläufig bis zur Verhandlung freigelassen.
Einer Frau, die sich in Mashhad mit dem Coronavirus infiziert hatte, wurde im dortigen Krankenhaus gesagt, sie müsse warten, bis jemand entlassen wird oder stirbt. Sie hatte hohes Fieber und Atembeschwerden. Nachdem sie in anderen Krankenhäusern dieselbe Antwort erhielt, entschieden sich ihre Angehörigen, sie in eine Privatklinik zu bringen. Dort wurde sie direkt auf die Intensivstation gelegt. Bei der Entlassung musste sie 20 Millionen Rial zahlen: ihr Jahreseinkommen als Lehrerin. Ein Freund stellte die Rechnung mit unkenntlich gemachtem Namen ins Internet. Es wurde darüber diskutiert, ein kritischer Wissenschaftler äußerte sich im staatlichen Fernsehen, einige Online-Kanäle zeigten die Rechnung ebenfalls. Dabei hatte der Freund der Kranken übersehen, dass die Seriennummer der Rechnung zu lesen war. Die Frau erhielt daraufhin eine offizielle Drohung der Justiz: Sollte sie sich noch einmal an die Öffentlichkeit wenden, werde sie wegen „Lügenverbreitung und öffentlicher Besorgniserregung“ vor Gericht gestellt.
Aussichtslose Kampfansage
Der Ayatollah und andere Hardliner haben Corona nun den Kampf angesagt, um ihre anfänglichen Fehleinschätzungen vergessen zu machen. Auch die Revolutionsgarde und ihre finanzkräftigen Institutionen haben sich den Kampf gegen das Virus auf ihre Fahnen geschrieben. Die Regierung von Staatspräsident Hassan Rouhani hat angekündigt, dreieinhalb Millionen durch die Pandemie in Not geratene Menschen finanziell zu unterstützen. Khamenei hat den Staatspräsidenten zum Chef des Zentralkomitee für die Bekämpfung des Coronavirus ernannt.
Doch Rouhani ist weder mit genügend Macht noch mit ausreichenden Mitteln ausgestattet. Er soll und wird den Prügelknaben der Nation spielen, sollte etwas schief gehen. Doch er ist mutig genug, um sich selbst lautstark zu loben und die iranischen „Vorzüge“ gegenüber europäischen und westlichen Ländern anzupreisen: leere Krankenhausbetten und volle Lebensmittelregale. Bei einer Rede im Fernsehen sagte Rouhani: „Wir haben heute 20.000 leere Betten parat, um neu Erkrankte zu versorgen. Wir haben 10.000 Krankenschwestern neu eingestellt, um unsere Pflegekräfte zu entlasten. Ich glaube nicht, dass irgendein Land der Welt auf die Pandemie so gut vorbereitet ist wie wir.“♦
Persischsprachige Quellen: YouTube , YouTube2 , davatonline , eghtesadonline , magiran.com , HRA
© Iran Journal
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