Wasserknappheit und verschleppte Energiepläne

Die iranische Stromindustrie leidet unter fehlenden Ressourcen. Die Branche ist aufgrund der Sanktionen und unwirtschaftlicher Preispolitik in Bedrängnis. Die Bekämpfung der landesweiten Wasserknappheit ist die zweite Mammutaufgabe des Energieministeriums, sagt der iranische Energieminister Hamid Chitchian im Interview mit der Tageszeitung „Etemaad“Iran Journal dokumentiert das Interview in Auszügen.

Etemaad: Herr Minister Chitchian, mit welchen Nachbarländern ist das iranische Stromnetz verbunden?

Hamid Chitchian: Mit Pakistan, Afghanistan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Armenien, der Türkei und dem Irak. Von März 2014 bis März 2015 wurde insgesamt sechs Milliarden Kilowattstunden Strom exportiert.

Auch andere Nachbarländer, etwa Russland, sollen Interesse haben, sich dem iranischen Stromnetz anzuschließen. Wie weit sind die Verhandlungen?

Aktuell überlegen wir mögliche Verbindungen mit Russland, Tadschikistan und den arabischen Ländern am persischen Golf. Wir planen in den nächsten fünf Jahren den Export von Strom in die Nachbarländer aufzustocken.

Ihr Ministerium ist eins der höchst verschuldeten des Iran. Was wollen Sie dagegen unternehmen?

Die Schulden des Energieministeriums bei privaten Auftragnehmern sind eines unserer Hauptprobleme. Wir haben Schulden im Bereich Wasserversorgung sowie bei Auftragnehmern im Bereich Stromversorgung.

Wie hoch sind die aktuellen Schulden?

Sie belaufen sich im Moment auf etwa 25.000 Milliarden Toman (etwa 6,25 Milliarden Euro). Strom wird im Iran nach wie vor günstig angeboten, die Einnahmen fließen nicht vollständig in die Kasse des Energieministeriums und die Differenz zwischen unseren Produktionskosten und dem staatlich subventionierten Strompreis wird uns nicht regelmäßig bezahlt. Diese Faktoren treiben die Schulden nach oben.

Wie ist der Stand der Wasserreserven im laufenden Jahr?

Irnas Energieminister Hamid Chitchian: Wasserknappheit bedroht das ganze Land!
Irnas Energieminister Hamid Chitchian: Wasserknappheit bedroht das ganze Land!

Die Lage ist sehr kritisch. Die Wasserknappheit bedroht das ganze Land. Wir werden auch in den kommenden Jahren mit dem Problem zu kämpfen haben und müssen uns darauf vorbereiten. Aufgrund geringer Niederschläge der vergangenen Jahre und des Temperaturanstiegs sind die Wasserreserven stark zurückgegangen. Nach unseren Schätzungen sind sie in den vergangenen fünfzehn Jahren um etwa ein Drittel von 124,7 auf 88,7 Milliarden Kubikmeter gesunken.

Welchen Einfluss hat dieser Rückgang auf den Verbrauch?

Keinen. Der Verbrauch nimmt nicht ab, sondern zu.

Welche Pläne hat Ihr Ministerium für diese Krise?

Einer unserer Hauptpläne ist die Senkung des Verbrauchs. Wir müssen etwa elf Milliarden Kubikmeter Wasser im Bereich Landwirtschaft einsparen, um die Grundwasserreserven zu stabilisieren. Hier muss das Energieministerium praktische Lösungen anbieten. Wir haben für 15 Projekte die Ressourcen erhöht und hoffen, damit das Absinken der Grundwasserreserven zu stoppen.

Wird die Umsetzung solcher Pläne nicht zu Unzufriedenheit bei den Betroffenen führen?

Wir müssen das Ausmaß des Problems klar darstellen. Darüber hinaus sollen zur Bekämpfung der Krise alle mitverantwortlichen Behörden ins Boot geholt werden.

Wie laufen die Projekte im Bereich Wasserversorgung?

Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk Damavand
Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk Damavand

Der Bau von Staudämmen und Versorgungsnetzen gehört nicht mehr zu unseren Prioritäten. Das Energieministerium konzentriert sich auf den Bestand. Aufgrund der internationalen Sanktionen und des daraus resultierenden Rückgangs der Einnahmen konnten wir wie viele andere Ministerien und Behörden unsere Ziele nicht erreichen. Trotzdem deuten die Indizien darauf hin, dass in fast allen Bereichen, bei Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Fortschritte gemacht wurden. Da die Pläne im Bereich Wasserversorgung und Abwasserentsorgung aufgrund des niedrigen Wasserpreises sehr stark von staatlichen Subventionen abhängen, bereitet jegliche Verzögerung der Einnahmen Probleme bei der Umsetzung der Pläne. Der niedrige Wasserpreis zieht aber keine Privatinvestoren an. Deswegen bleibt dieser Bereich von staatlicher Hilfe abhängig.

Welche Pläne haben Sie für das Bauen neuer Kraftwerke?

Im Moment produzieren wir insgesamt 73.000 Megawattstunden Strom. Vor zehn Jahren konnten wir etwa 37.000 Megawattstunden erzeugen. Wir wollen in den kommenden fünf Jahren die Kapazität um weitere 26.000 Megawattstunden erhöhen. Wir wollen neue Kraftwerke von privaten inländischen und ausländischen Investoren bauen lassen und den dort erzeugten Strom zum staatlich garantieren Preis verkaufen.

  Übertragen aus dem Persischen und überarbeitet von Iman Aslani

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