Hilfe gegen eine bevorstehende Katastrophe

Zwar scheint es so, als würde sich die Umweltsituation jährlich verschlechtern, doch sind iranische UmweltexpertInnen und PolitikerInnen bemüht, die vielfältigen Probleme auf diesem Gebiet zu lösen. So nahmen im Jahr 2014 zahlreiche iranischen WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland an einer Umweltkonferenz in London teil, bei der die Schwierigkeiten, mit denen sich der Iran konfrontiert sieht, diskutiert wurden. Auch werden ähnliche Tagungen seit 2013 jährlich auf der iranischen Insel Kish abgehalten. Wie sehr der Iran um internationale Zusammenarbeit in Sachen Umweltschutz bemüht ist, zeigen auch der Besuch der französischen Umweltministerin Ségolène Royal in Teheran und die Stippvisite der iranischen Umweltministerin Masoumeh Ebtekar in Berlin vor wenigen Monaten, bei der sie mit deutschen UmweltexpertInnen die Situation im Iran besprach.
Einen großen Anteil daran, dass die Umweltprobleme des Iran ins Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit geraten sind, haben iranische WissenschaftlerInnen im Ausland, die durch ihre wissenschaftlichen und journalistischen Beiträge in den vergangenen Jahren viel Aufklärungsarbeit geleistet haben. Im Gespräch mit dem Iran Journal sagt der Teheraner Soziologe Akbar Arjmand: „Iranische UmweltexpertInnen im Ausland können die größte Hilfe überhaupt leisten. Sie kennen die geographische, politische und gesellschaftliche Situation im Iran genau. Mit der im Ausland vorhandenen Expertise und dem Know-How können sie gute Lösungen entwickeln.“ Der Iran täte gut daran, sich an die iranischen ExpertInnen im Ausland zu wenden, glaubt Arjmand.

Die Grünen und Urmiasee

Auch der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio hat im Internet auf die Austrocknung der Urmiasee hingewiesen
Auch der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio hat im Internet auf die Austrocknung der Urmiasee hingewiesen

Dass die Exil-IranerInnen jetzt schon auf diesem Feld gute Arbeit leisten, dessen ist sich Ali Mahdjoubi, Büroleiter der Grünen-Politikerin Claudia Roth, sicher. „Zweifelsohne bleiben die Aktivitäten iranischer UmweltschützerInnen im Exil nicht unbemerkt. Auf der einen Seite machen sie die Weltöffentlichkeit auf die Umweltsituation im Iran aufmerksam, was nur positiv sein kann. Auf der anderen Seite bauen sie durch ihre Aufklärungsarbeit Druck auf die politischen Verantwortlichen im Iran aus, die Probleme ernsthaft anzugehen“, so der gebürtige Iraner im Gespräch mit dem Iran Journal. Mahdjoubi weiß, wovon er spricht. Er hat es geschafft, seine Chefin auf die Austrocknung des Urmiasees aufmerksam zu machen. „Claudia Roth ist in den Iran gereist und hat sich mit eigenen Augen vom Schicksal des Sees überzeugt. Ihre Reise war wichtig, denn sie ist in der deutschen Politik eine einflussreiche Persönlichkeit. Sie kann etwas bewegen.“

Bezüglich des Einflusses von Exil-IranerInnen auf die Umweltsituation im Iran sind andere skeptischer: „An sachkundigen IranerInnen mangelt es im Ausland nicht. Aber im Iran werden sie von den Verantwortlichen oft ignoriert. Ihre Projektvorschläge verpuffen. Viele Exil-ExpertInnen wären sogar bereit, ohne Entgelt an Lösungen zur Beseitigung der vielen Umweltprobleme im Iran zu arbeiten“, sagt ein in den USA lebender iranischstämmiger Umweltschützer, der anonym bleiben möchte, dem Iran Journal.
Helfen könnten IranerInnen im Exil vor allem durch Aufklärungsarbeit, glaubt der Kölner Geophysiker und Umweltschutzberater Bijan Kushan. Diese Aufklärungsarbeit für die Menschen im Iran könnte über NGOs im Ausland erfolgen, sagt Kushan im Gespräch mit dem Iran Journal. Aufklärungsarbeit müsse jedoch auch hierzulande geleistet werden, glaubt Kushan. Ende Januar nimmt er aus diesem Grund an einer Umweltschutzkonferenz in Berlin teil, um dort über den Iran zu referieren. „Solche Konferenzen sind besonders deswegen wichtig, weil man viel von der Expertise anderer WissenschaftlerInnen profitieren kann, was der Sache, für die wir uns einsetzen, zugutekommt“, so Kushan.
  NAHID FALLAHI

Aus dem Persischen übertragen von Jashar Erfanian

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