Hoffnungsträger der iranischen Wirtschaft
Mit der Wiederwahl von Präsident Hassan Rouhani ist eine Entspannung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Iran und dem Rest der Welt zu erwarten. Der Export, der sich seit dem Wiener Atomabkommen vom Juli 2015 und der folgenden Aufhebung der internationalen Sanktionen nach und nach erholt, könnte zum Hoffnungsträger werden auf dem Weg zu einem Wirtschaftsschwung.
Nicht alle im Iran gehegten wirtschaftlichen Erwartungen gingen nach dem Atomabkommen zwischen den UN-Vetomächten plus Deutschland und dem Iran direkt in Erfüllung. Immer noch erschweren viele Hürden die Handelsbeziehungen, darunter der nur schleppend mögliche Zahlungsverkehr.
Während die Unsicherheit bei ausländischen Investoren und Handelspartnern noch groß ist, erschweren zudem die verbalen Attacken aus den USA gegen Teheran die Situation. Der iranische Vizeminister für Industrie und Handel, Mohammad Reza Modudi, nannte die Angst ausländischer Banken vor eventuellen Strafen aus Washington den größten Stolperstein für den iranischen Außenhandel. Doch europäische Länder, die sich unmittelbar nach dem Wiener Atomabkommen auf dem Weg nach Teheran gemacht haben, um die wirtschaftlichen Beziehungen wieder aufzunehmen – darunter auch Deutschland – , hofften, dass wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Iran auch das politische Klima positiv beeinflusst.
Nicht nur Export und Import litten unter den heftigen Sanktionen der vergangenen Jahre. Der Iran musste sich auch neue Handelspartner suchen. Der einst starke Partner Deutschland hatte die geschäftlichen Beziehungen zum Iran abbrechen müssen. Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Zusammenarbeit verlagerte sich von Europa nach Asien und in den Mittleren Osten.
Positive Handelsbilanz
Trotz der bestehenden Probleme meldete der iranische Zoll für 2015 und 2016 eine positive Handelsbilanz. Demnach wurden 2016 Produkte aus dem Nicht-Öl-Sektor im Wert von mehr als 43,9 Milliarden Dollar ausgeführt, während das Land im selben Zeitraum für über 43,6 Milliarden Dollar importierte. 2016 nahm der Export im Nicht-Öl-Sektor demgegenüber sogar noch um mehr als das Dreifache zu. Der bürokratische Zeitaufwand für Exporte soll sich laut dem Chef des iranischen Zollamts, Masoud Karbastschi, von sieben Tagen auf einen Tag reduziert haben. Eine positive Handelsbilanz sei in den vergangenen fast siebzig Jahren einmalig, erklärte Energieminister Hamid Chitchian.
Beim Amtsantritt Rouhanis im Jahr 2013 wies die iranische Handelsbilanz ein Minus von 7,7 Milliarden Dollar auf.
Handelspartner Irans
Der wichtigste Handelspartner des Iran war im Jahr 2015 wie bereits in den Jahren zuvor China. Das Land importierte 2015 Waren im Wert von gut 8,3 Milliarden Dollar aus dem Iran. Hinter China folgen die Arabischen Emirate (3,8 Milliarden), der Irak (3,5), die Türkei (2,5) und Südkorea (1,9 Milliarden Dollar).
Unter den Handeslpartnern Deutschlands steht der Iran auf Platz 168 der Liste, und das, obwohl das bilaterale Handelsvolumen in den letzten zwölf Monaten fast drei Milliarden Euro betrug.
Dem iranischen Zollamt zufolge wurden in den ersten zwei Monaten des Jahres 2016 für gut 643,3 Millionen Dollar Güter aus dem Nicht-Öl-Sektor in die Europäische Union ausgeführt. Italien ist der größte Importeur iranischer Güter im Bereich der Nicht Petro-Produkte, Deutschland steht auf dem dritten Platz. Vor allem Luftballons und Innereien werden nach Deutschland exportiert. Der Export nach Spanien hat 2015 gegenüber dem Vorjahr ebenfalls zugenommen.
Iranische Exportgüter
Die iranischen Exportartikel haben sich seit Jahren nicht verändert. Der Iran zählt petrochemische Produkte zum Nicht-Öl-Sektor. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2015 machten petrochemische Produkte und Erdgas 53 Prozent des iranischen Exports aus, so der Chef der iranischen Handelskammer, Gholamhossein Schafeie. Damit wurden mehr als die Hälfte der Exportgüter im Nicht-Öl-Sektor aus Erdöl und Erdgas gewonnen. Schafeie hält den Mangel an Vielfalt bei den Exportgütern und die Konzentration auf petrochemische Produkte für eine Schwachstelle der iranischen Wirtschaft, die damit leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen sei.
Pistazien, Safran und Teppiche sind andere im Ausland beliebte Güter aus dem Iran. Selbst der US-Markt hätte sich erneut für handgeknüpfte iranische Teppiche geöffnet, erklärte der Chef des iranischen Zentrums für Teppiche, Hamid Karegar, im vergangenen März. Von 2010 bis 2016 hätten keine Teppiche in die USA exportiert werden können, so Karegar.
Der iranische Export nach Europa, Asien oder in die USA ist von den politischen und sozialen Bedingungen der Zielmärkte abhängig. So gehen 80 Prozent der landwirtschaftlichen Exporte des Iran bislang in das Nachbarland Irak. Doch im vergangenen Jahr meldete die irakische Regierung, dass sie fünf der bislang importierten Produkte künftig in ausreichender Menge selbst herstellen kann.
Diese fallen dementsprechend künftig aus der Exportquote Irans weg. Auch die qualitativ hochwertigeren Güter der Konkurrenten erschweren die Ausfuhr zusätzlich.
Probleme des Exports
Die Probleme des Iran im Bereich Export kann man in zwei Kategorien fassen: die Probleme im Inland und die Hürden im Ausland. Im Inland gibt es diverse Probleme in den Herstellungsketten, das Preis-Leistung-Verhältnis der Produkte stimmt oft nicht. Dazu kommen Mängel beim Bereich Gütertransport, der Verpackung und dem Marketing. Auch Missmanagement gehört zu den inneriranischen Wirtschaftsproblemen. Beim Lösen dieser Probleme kann die Regierung eine wichtige Rolle spielen, besonders bei Marketing auf der internationalen Ebene.
Wenig Vielfalt der Produkte, starke Konkurrenz und die jahrelange Abwesenheit vom internationalen Markt sind die Probleme des Irans im Ausland. Auch die starke Schwankung der nationalen Währung bereitet dem Exportsektor große Probleme.
Zukunft des iranischen Exportsektors
Mit der Wiederwahl von Hassan Rouhani ist eine Fortsetzung des exportorientierten Kurses der vergangenen vier Jahre zu erwarten. Rouhani plädierte einen Monat vor den Wahlen für die Erhöhung des Exports von Nicht-Petro-Produkten. „Wir planen, in den kommenden vier Jahren den Export im Nicht-Öl-Sektor zu verdoppeln. Dieser soll die 100-Milliarden-Dollar-Marke erreichen”, so Rouhani: “Und das ist machbar“, fügte er hinzu.
Übertragen aus dem Persischen von IMAN ASLANI
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