Iran schickt erneut Asghar Farhadi ins Oscar-Rennen

Gute Oscar-Chancen für den Iran: Erneut darf ein Film des ersten und einzigen iranischen Oscar-Gewinners Asghar Farhadi nach Los Angeles, wo genau jene Filme produziert werden, die laut Kulturminister Ali Jannati bei iranischen Filmfans keine Chance haben. Gute Nachrichten gibt es auch für die Fans der iranischen Gesangsikone Mohammareza Shajarian. Dieser scheint sich nach einer Krebserkrankung auf dem Weg der Genesung zu befinden. Ein Kulturspiegel.
Irans Oscar-Beitrag für die Academy Awards 2017 steht fest: Ein neunköpfiges Komitee hat entschieden, dass der Film „The Salesman“ den Iran bei der 89. Oscar-Preisverleihung repräsentieren wird. Damit hat zum zweiten Mal nach 2012 ein Film von Star-Regisseur Asghar Farhadi gute Chancen, den begehrten Preis für den besten ausländischen Film zu gewinnen. Trotz der starken Konkurrenz von Filmen wie Reza Dormishians „Lanturi“, Reza Mirkarimis „The Daughter“ oder Mohammad-Hossein Mahdavians „Standing in the Dust“ fiel die Entscheidung des Komitees wenig überraschend aus, hatte doch „The Salesman“ bereits bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes zwei Auszeichnungen bekommen.
In „The Salesman“ geht es um den Lehrer Emad und seine Frau Rana. Rana wird eines Tages im Badezimmer von einem Mann überfallen und schwer verletzt – offenbar ein Freier, der eigentlich die Vormieterin der Wohnung aufsuchen wollte. Während Emad nach dem Täter sucht, gerät die Beziehung des Paares in eine Krise.
So groß die Reputation Asghar Farhadis unter Filmfans und FilmexpertInnen im In- und Ausland ist, so kritisch wird der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor von den Zensoren des iranischen Regimes beäugt. Mehrfach wurden Farhadis sozialkritische Filme in der Vergangenheit entweder ganz von den Kinoleinwänden des Irans verbannt oder erst nach zähem Ringen zugelassen.
„KünstlerInnen und Regierung ziehen an einem Strang“

Derweil wurde am 11. September in Teheran der Nationale Tag des iranischen Kinos in Anwesenheit zahlreicher einheimischer FilmkünstlerInnen und politisch Verantwortlicher gefeiert. Irans Kulturminister Ali Jannati hielt zu diesem Anlass eine Rede, in der er den Fokus auf die vermeintliche Aussöhnung zwischen den iranischen FilmkünstlerInnen und der Politik legte. „Wir alle können uns noch sehr gut an die Zeit erinnern, in der es einen Spalt zwischen den Kulturschaffenden und der Regierung gab“, sagte Jannati in Anspielung auf das angespannte Verhältnis iranischer KünstlerInnen zur Regierung von Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Durch die „intensiven Bemühungen der Rouhani-Regierung, die unfreundliche Atmosphäre zu ändern “, seien diese Zeiten vorbei, so der Kulturminister. Ausdrücklich lobte Jannati die Arbeit iranischer Filmschaffender, die verhindert hätten, „dass die iranische Jugend Hollywood verfällt“. Die hohe Zahl der KinobesucherInnen zeige, dass der Iran den „Angriff Hollywoods“ erfolgreich abgewehrt habe.

Asghar Farhadi , Taraneh Alidoosti und Shahab Hosseini (v. links) beim Rückkehr am Teheraner Flughafen
Asghar Farhadi (Resisseur, li.) , Taraneh Alidoosti (Hauptdarstellerin) und Shahab Hosseini (Hauptdarsteller) des Filmes The Salesman

Ähnlich äußerte sich der Leiter des iranischen Kinoverbandes, Hodjatollah Ayyubi: „In einer Welt, in der Hollywood in allen Ländern die Kinos dominiert, produzieren unsere FilmemacherInnen Filme, für die Menschen aus allen Schichten stundenlang an den Kinokassen Schlange stehen.“ Dem iranischen Film stünden „gute Monate und Jahre“ bevor, so Ayyubis Prognose.
Mitte September hat der iranische Regisseur Ahmad Reza Darvish der Behauptung, das iranische Kino habe einen Aufwind erlebt, widersprochen. Er kritisierte dabei den Mangel an Kinosälen: „Im Iran haben 1.100 Städte kein einziges Kino. Das heißt, etwa 40 Millionen IranerInnen haben keine Möglichkeit, ins Kino zu gehen“. Außerdem seien iranische Filme „provinziell“, die Nachbarländer interessierten sich eher für Bollywood-Produktionen.
Des iranische Kinoverband war unter Ahmadinedschad als staatlicher Gegenentwurf zum „Haus des Kinos“, in dem sich kritische Filmschaffende organisiert hatten, gegründet worden. Er sollte FilmkünstlerInnen fördern, die regimetreue und islamische Wertvorstellungen propagierten. Seit dem Amtsantritt des moderaten Präsidenten Rouhani fährt der Kinoverband jedoch einen gemäßigteren Kurs. So hat sich Ayyubi dafür eingesetzt, dass das Verbot des „Hauses des Kinos“ aufgehoben wurde.
Krebskranker Musiker zurück im Iran
Star-Sänger Mohammadreza Shajarian ist in den Iran zurückgekehrt. Zuletzt war Shajarian aufgrund einer Krebserkrankung im kalifornischen Sacramento behandelt worden. „Vater ist seit heute Morgen wieder bei uns. Gott sei Dank geht es ihm viel besser als in den vergangenen Monaten. Deshalb haben ihm die Ärzte erlaubt, wieder in den Iran zurückzukehren, damit er hier weiterbehandelt werden kann“, berichtete Shajarians Sohn Homayoun, ebenfalls ein angesehener Musiker, bereits am 16. September auf Instagram.
Mohammad Reza Shajarian
Mohammad Reza Shajarian

Laut Kulturminister Jannati ist vor Shajarians Rückkehr dafür gesorgt worden, dass der erkrankte Sänger in seiner eigenen Wohnung behandelt werden kann, heißt es in einer Erklärung, die kürzlich auf der Webseite des Kulturministeriums veröffentlicht wurde.
Im März hatte der Sänger, der als die Stimme der traditionellen iranischen Musik gilt, alle seine Konzerte zunächst ohne Begründung abgesagt. Anlässlich des iranischen Neujahrsfests Nouruz veröffentlichte Shajarian dann am 20. März eine Videobotschaft, in der er seine Fans von seiner Krankheit in Kenntnis setzte. Die Nachricht schlug damals in der iranischen Community hohe Wellen. Das Video wurde über 6.000 Mal geteilt, in 20.000 Kommentaren wünschten seine Fans dem Sänger gute Besserung.
Gute Nachrichten für iranische Computerspielindustrie
Die iranische „Nationale Stiftung für Computerspiele“ (NFCG) und die „Games Connection“, eine der führenden internationalen Computerspielemessen, haben in der vergangenen Woche eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben. Demzufolge unterstützt die „Games Connection“ die Stiftung dabei, ausländische Videospielentwickler und –unternehmen in den Iran einzuladen, um die iranische Computerspielindustrie weiterzuentwickeln.
Der Iran sei der größte potentielle Absatzmarkt des Nahen Ostens und könne künftig ein „Magnet für Spieleentwickler“ werden, sagte der Chef der „Games Connection“, Pierre Carde, iranischen MedienvertreterInnen. „Durch die Kooperationsvereinbarung werden viele internationale Unternehmen auf den Iran aufmerksam werden“, hofft auch der Leiter der NFCG, Karim Ghoddusi. Die Vereinbarung beinhaltet die gemeinsame Ausrichtung einer Computerspielemesse in Teheran am 29. und 30. April 2017. Dort werden auch einheimische Videospieleentwickler die Gelegenheit bekommen, ihre Produkte vorzustellen.
  JASHAR ERFANIAN